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08.08.2018
Eine Frage der Perspektive
Atelier von punkt4 Architekten in Kassel
Nord-Holland liegt in Hessen, genauer gesagt in Kassel. In diesem Stadtviertel, auch Kasseler Nordstadt genannt, steht das neue Ateliergebäude des Bildhauers Stephan Balkenhol, der unter anderem für figürliche Skulpturen im öffentlichen Raum bekannt ist. Verantwortlich für den Neubau ist das in Kassel ansässige Architekturbüro punkt4 Architekten. Kürzlich hat das Projekt, das 2016 fertiggestellt wurde, die alle fünf Jahre von den BDA-Gruppen Kassel und Mittelhessen verliehene Simon-du-Ry-Plakette für beispielhaftes Bauen im Raum Kassel erhalten.
Die Kasseler Nordstadt ist ein heterogenes Viertel, das durch seine Industriebetriebe, den Campus der angrenzenden Universität und dazwischenliegende Gründerzeitquartiere geprägt wird. Passend zum Nahmen Nord-Holland finden sich an den alten Industrie- und Quartiersgebäuden des Viertels vielfach Klinkerfassaden. Auf diese Materialität nimmt auch der Atelierbau Bezug – etwa mit einer langen Ziegelsteinwand. Zugleich will er sich durch seine Ausprägung – beispielsweise durch die lange Sinterung der Klinkersteine oder die Verwendung von Profilglas – deutlich von seiner Umgebung absetzen. Als weitere Materialien wurden Basalt, Sandstein und Anröchter Dolomit verwendet, um einen Eindruck von Solidität zu erzeugen und die Langlebigkeit des Gebäudes sicherzustellen.
Für Balkenhol ist „beim Bearbeiten von Skulpturen immer der Betrachtungsabstand entscheidend“. Hervorragend sei es zudem, wenn man die Möglichkeit habe, dafür unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und Raum und Objekt in geänderten Lichtsituationen wahrnehmen zu können. Diese Kriterien waren bei der Gestaltung der Atelierräume also von großer Relevanz. Die lange Galerie zum Atelier hin wurde in diesem Sinne entwickelt. Sie ermöglicht es dem Künstler, die Skulpturen auch aus der Entfernung anzusehen. Um einen gleichmäßigen Tageslichteinfall zu gewährleisten, wurden nach Norden ausgerichtete Sheddächer eingebaut und eine transluzente Profilglasfassade mit Glasgespinsteinlage gewählt. Auf eine direkte Sichtbeziehung nach draußen wurde verzichtet, so dass ein konzentriertes Arbeiten möglich ist.
Auf der Südseite werden die Dachflächen zudem für Photovoltaikelemente genutzt. Im Inneren befindet sich an der Decke eine fahrbare Krananlage sowie Deckenstrahlplatten, die zur Klimatisierung der Räume dienen. Das Gebäude kann vollständig mit Holz beheizt werden, unter anderem mit einem Feststoffbrennkessel. Die Holzabfälle, die bei der Bearbeitung der Skulpturen entstehen, werden hierfür genutzt. (kh)
Fotos: Martín López Sanz
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Kommentare:
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Das Haus hat einen Sockel aus gesinterten Klinkersteinen, darüber gibt es eine doppelwandige Profilglasfassade.
Die Ziegelmauer soll den Eindruck erzeugen, als laufe sie durch das Gebäude hindurch
Die Räume der oberen Ebene fassen einen Innenhof ein
Große Tore bieten Zugang zu Atelier und Nebenräumen
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