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13.06.2018
Parabeln im Hafenbecken
Fjordenhus von Studio Olafur Eliasson in Vejle
Kommentar von Stephan Becker
Ein expressiv-organischer Backsteinbau umgeben von Wasser, das lässt eher an eine vormoderne Trutzburg denn an einen zeitgenössischen Firmensitz denken. Augenscheinlich hatten die Bauherren hier im jütländischen Vejle das Bedürfnis, auf Distanz zu gehen – zur Umgebung, aber auch zum durchökonomisierten Effizienzdenken, das vergleichbare Bauten prägt. Verwirklicht haben sich hier die LEGO-Erben um Kirk Johansen, deren Familien-Holding das Gebäude nutzen wird. Und mit der Gestaltung beauftragt wurde mit Olafur Eliasson einen dänischen Landsmann, der fast schon ähnlich bekannt sein dürfte wie das Plastikspielzeug.
Für den bildenden Künstler Eliasson ist es das erste Gebäude, das in seinem Berliner Studio in kompletter Eigenregie entstanden ist. Die Auseinandersetzung mit Architektur und Raum hat bei ihm jedoch eine lange Tradition, weswegen man das als Fjordenhus bezeichnete Projekt durchaus als Synthese seines bisherigen Schaffens sehen kann. Zusammen mit dem Architekten Sebastian Behmann hatte er für dieses und andere Projekte bereits vor einigen Jahren das Studio Other Spaces gegründet. Behmann, Head of Design bei Eliasson, war denn auch maßgeblich an der Gestaltung und Realisierung des Fjordenhus beteiligt.
Die Architektur sei von den Gezeiten im Hafenbecken inspiriert und von den Reflektionen des Himmels und der Sonne auf der Wasseroberfläche, so Eliasson. Nach dieser Logik soll sich das Haus einer eindeutigen Wahrnehmung entziehen und erst in der Bewegung erfahr- und begreifbar werden. Entgegen des eher abweisenden ersten Eindrucks ist das Volumen darum perforiert und ausgehöhlt, so dass sich die Innen- und Außenräume überlagern. Dazu passt, dass sich das Unternehmen entgegen der ersten Vermutung keineswegs abschottet. Das Erdgeschoss ist öffentlich zugänglich und wird dank Eliassons eigenen künstlerischen Arbeiten zu einer Art Ausstellungsort. Da der Däne auch zahlreiche Möbel und Lichtinstallationen gestaltet hat, drängt sich der Begriff „Gesamtkunstwerk“ fast schon auf.
In diesem Sinne von der Ambition der Gestalter wie der Bauherren nicht beeindruckt zu sein, fällt schwer. Dass das Ergebnis trotzdem nicht ganz überzeugt, sondern eher an die gescheiterten Experimente der frühen Avantgarden denken lässt, hat vor allem damit zu tun, dass die räumlichen Metaphern, auf die man sich hier bezieht, eben genau dies sind: Metaphern – und nicht unbedingt gute Architektur.
Fotos: Anders Sune Berg, David de Larrea Remiro
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