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26.04.2018
Atelierlofts in der Gummifabrik
Lepel & Lepel planen Clouth 104 in Köln-Nippes
Von Uta Winterhager
Lange prägte die 1867 gegründete Gummiwarenfabrik Franz Clouth das Stadtbild und das Quartiersleben im Kölner Stadtteil Nippes. Hier wurden erst Haushaltsgegenstände wie Hosenträger, später moderne Technik in Form von Seekabeln, Fahrradreifen und gummierter Seide – die zum Beispiel als Außenhaut für den ersten Zeppelin genutzt wurde – produziert. Nachdem die Anlage im zweiten Weltkrieg stark zerbombt wurde, wuchs sie im Boom der Nachkriegsjahre an gleicher Stelle zu einem großflächigen Fabrikensemble im Stil der 50er Jahre heran.
In einer wirtschaftlich schwierigen Zeit übernahm Continental 1990 den größten Anteil der Clouth Gummiwaren AG und verlagerte die Produktion in andere Stadtteile. Zwischennutzer für die Gebäude und Hallen fanden sich in der Künstler- und Filmszene schnell, doch mit 14,5 Hektar war das Gelände zu groß, um es sich selbst zu überlassen. 2003 kaufte die Stadt Köln das Areal, lobte einen Wettbewerb für die Neugestaltung aus und machte den zweitplatzierten Entwurf von Scheuvens + Wachten zur Grundlage des Bebauungsplans.
Auch wenn Köln den Ruf hat, dass hier selten etwas glatt und gut läuft, auf dem Clouth-Areal wurde unter der Ägide der Entwicklungsgesellschaft moderne stadt intensiv und produktiv am Entstehen des neuen Quartiers gearbeitet. Bis zur voraussichtlichen Fertigstellung 2021 werden hier rund 1.200 Wohnungen entstehen, ein Großteil ist inzwischen bezogen. Planerische Vielfalt ist gegeben. Es gibt Geschosswohnungen, einige Stadthäuser, zum Teil frei finanziert, preisgedämpft, öffentlich gefördert, in einer denkmalgeschützen Halle oder als Baugruppe sowie einen grünen Quartiersplatz.
Ein wichtiger Baustein wird das Projekt Clouth 104 sein, mit dem das neue Quartier an den gewachsenen Stadtteil anschließt. Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das der Architekt Reinhard Lepel (Lepel & Lepel) vergangene Woche beim ersten einer angekündigten Reihe von Baustellengesprächen im denkmalgeschützten Pförtnerhäuschen vorgestellt hat. Auch wenn derzeit erst die Tiefgarage betoniert wird, kann man dem Neubau, der drei- und viergeschossig hinter und über der denkmalgeschützten Ziegelfassade entstehen wird, die Rolle als Schnittstelle oder als „Veedel im Veedel“ (das kölsche Wort für Viertel) durchaus zutrauen. Denn anders als sonst auf Clouth, so legte es ein veraltetes, aber immer noch gültiges Einzelhandelskonzept für den Stadtteil fest, wird es hier auf 18.000 Quadratmetern Geschossfläche neben (gewerblichem) Wohnen auch Gewerberäume (Büros, Praxen, Gastronomie) und eine Kita geben.
Stilistisch knüpfen die Architekten an die Standorthistorie an, die loftartigen Räume mit viel Licht und eher weniger Wänden werden wirtschaftlich als veredelter Rohbau erstellt und in variablen Modulen je nach individuellem Platzbedarf vermietet. Die Stadt hatte es beim Verkauf des Grundstücks zur Auflage gemacht, dass hier wieder Ateliers für Künstler angeboten werden müssen. Gemeinsam wurden 21 Atelier-Lofts entwickelt, ihre Vergabe wird über das Kulturamt erfolgen. Clouth 104 soll die Menschen vernetzen, auf der Dachterrasse, in den Laubengängen oder im begrünten Innenhof. Damit sich ihre Wege tatsächlich kreuzen, wurde viel Alltägliches wie Carsharing, eine Paketstation oder Yoga auf dem Dach schon früh ins Konzept integriert. Lepel nennt sein Konzept die Architektur der Freiheit. Das sind große Worte, deren Umsetzung wir bis zum Frühjahr 2019 gespannt beobachten.
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Zu den Baunetz Architekt*innen:
Lepel & Lepel Architektur, Innenarchitektur
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Clouth 104 in Köln
Clouth 104 in Köln. Atelier
Clouth 104 in Köln. Büro
Clouth 104 in Köln. Dachgarten
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