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10.04.2018
Gelber Klinker statt Neobarock oder Ostmoderne
Diskussionen um Gewinnerprojekt von Wolff Architekten in Potsdam
Eintönig sei sie, belanglos, uninteressant, Potsdam nicht würdig. Kann eine gelbe Klinkerfassade wirklich so viel Aufsehen erregen? Ja, sie kann. In Potsdam zum Beispiel, wo gern über Architektur gestritten wird. Zur Verteidigung der Kritiker möchte man einwerfen: mit „blu“ – dem klotzigen Schwimmbad – wurde schon so einiges vergeigt am Fuß des Brauhausbergs. Auch oder gerade weil der Vorgängerbau des Bades als historisch wertvolles Beispiel der Ostmoderne galt. Und umso mehr, als noch immer um das benachbarte Terrassenrestaurant „Minsk“ gebangt werden muss. Morgen entscheidet die Stadtverordnetenversammlung über dessen Abriss, in einem offenen Brief hatten sich gerade noch einmal 35 Experten aus ganz Deutschland für seinen Erhalt ausgesprochen.
Aber zurück zum jüngsten Fassadenstreit, der prominent platziert in Sichtweite des „Minsk“ nahe des Potsdamer Zentrums zwischen Hauptbahnhof, Schwimmbad und Havel schwelt. Ein Hotel mit 190 Zimmern und 80 sogenannte Service-Appartements soll hier entstehen und die Spielbank Potsdam einziehen – abgerundet durch einen Supermarkt ergibt sich damit ein kleines Quartier. Derzeit laufen die bauvorbereitenden Maßnahmen: Grundstück freiräumen, Bäume fällen. Letzteres sei bereits abgeschlossen, so Roland Wolff.
Die Berliner Wolff Architekten waren als Gewinner aus dem Wettbewerb um die sogenannte Nördliche Speicherstadt hervorgegangen. Im Dezember hatte eine Jury – besetzt mit Vertretern der Stadt, der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, der Projektentwickler und freien Architekten – den Entwurf einstimmig gekürt. Gerade wegen der Fassade und der geschickten Dachgestaltung. Denn darum ging es vorrangig in dem Wettbewerb. Vielleicht, um alte Fehler wie beim Schwimmbad nicht zu wiederholen.
Auch Streitkultur ist gut, die Fassadenkritik aber, kundgetan von der Initiative „Mitteschön“, die sich vor allem historisierenden Projekten wie dem Palais Barabarini und dem Wiederaufbau der Garnisionkirche verschrieben hat, geht an der derzeitigen Situation vorbei. So sieht das Roland Wolff. „Hier stand ein alter Ringlokschuppen aus dem 19. Jahrhundert, die Speicherstadt war Industriegebiet.“ Historische Barockbauten? Fehlanzeige.
Stattdessen orientierte sich Wolff fassadentechnisch an Potsdamer Vorbildern, gerade wird nach dem richtigen Stein für das Projekt gefahndet. „Es wird ein gelber Klinker, wie er ortstypisch ist, für die ganze Region bis zum Schwielowsee“, so Wolff. Als geschlemmte Klinkerfassade hier vielfach zu finden, auch bei prominenten Bauten wie der Neuen Orangerie im Park von Schloss Sanssouci.
Baulich schlagen die Architekten einen im weitesten Sinne U-förmigen Baukörper vor, der sich nach Westen öffnet. An der vielbefahrenen Langen Brücke ist die Fassade geschlossen – bis auf eine Passage im Erdgeschoss. Durch die gelangt man künftig – über den Innenhof und eine Freitreppe – auf die sogenannte Piazza im Inneren des neuen Viertels.
Das Hotel bildet dabei den Auftakt für ein Stadtquartier, das bis 2022 entlang der Havel entstehen soll. Auf 24.000 Quadratmetern sind 270 Wohnungen, Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie vorgesehen. Zielgruppe: Gastwissenschaftler der nahen internationalen Wissenschaftseinrichtungen. 2017 hatte Pro Potsdam das Gelände für 17 Millionen Euro an Asenticon und Reggeborgh, der privaten Investmentgesellschaft des niederländischen Bauriesen Kondor Wessels, verkauft. 180 Millionen Euro will dieser investieren.
Fünf Büros waren zum konkurrierenden Gutachterverfahren unter dem Titel „Expert's Neighborhood“ eingeladen worden. Neben den Siegern reichten auch Giorgio Gullotta Architekten (Hamburg), Hascher Jehle Architektur (Berlin), Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht (Berlin/München) und Müller Reimann Architekten (Berlin) Entwürfe ein.
Trotz allem Für und Wider – der Vorschlag von Wolff Architekten wird umgesetzt. Das sei bindend, so Roland Wolff, die Stadtverwaltung unterstütze ihn dabei. Derzeit wird noch einmal an der Plastizität der Fassade gearbeitet. „Der Wunsch waren sehr tiefe Fenster, das setzen wir gerade um“, erklärt Wolff. Am 1. Juli soll der Bauantrag eingereicht werden, Baubeginn ist für Januar 2019 geplant. (kat)
Aber zurück zum jüngsten Fassadenstreit, der prominent platziert in Sichtweite des „Minsk“ nahe des Potsdamer Zentrums zwischen Hauptbahnhof, Schwimmbad und Havel schwelt. Ein Hotel mit 190 Zimmern und 80 sogenannte Service-Appartements soll hier entstehen und die Spielbank Potsdam einziehen – abgerundet durch einen Supermarkt ergibt sich damit ein kleines Quartier. Derzeit laufen die bauvorbereitenden Maßnahmen: Grundstück freiräumen, Bäume fällen. Letzteres sei bereits abgeschlossen, so Roland Wolff.
Die Berliner Wolff Architekten waren als Gewinner aus dem Wettbewerb um die sogenannte Nördliche Speicherstadt hervorgegangen. Im Dezember hatte eine Jury – besetzt mit Vertretern der Stadt, der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, der Projektentwickler und freien Architekten – den Entwurf einstimmig gekürt. Gerade wegen der Fassade und der geschickten Dachgestaltung. Denn darum ging es vorrangig in dem Wettbewerb. Vielleicht, um alte Fehler wie beim Schwimmbad nicht zu wiederholen.
Auch Streitkultur ist gut, die Fassadenkritik aber, kundgetan von der Initiative „Mitteschön“, die sich vor allem historisierenden Projekten wie dem Palais Barabarini und dem Wiederaufbau der Garnisionkirche verschrieben hat, geht an der derzeitigen Situation vorbei. So sieht das Roland Wolff. „Hier stand ein alter Ringlokschuppen aus dem 19. Jahrhundert, die Speicherstadt war Industriegebiet.“ Historische Barockbauten? Fehlanzeige.
Stattdessen orientierte sich Wolff fassadentechnisch an Potsdamer Vorbildern, gerade wird nach dem richtigen Stein für das Projekt gefahndet. „Es wird ein gelber Klinker, wie er ortstypisch ist, für die ganze Region bis zum Schwielowsee“, so Wolff. Als geschlemmte Klinkerfassade hier vielfach zu finden, auch bei prominenten Bauten wie der Neuen Orangerie im Park von Schloss Sanssouci.
Baulich schlagen die Architekten einen im weitesten Sinne U-förmigen Baukörper vor, der sich nach Westen öffnet. An der vielbefahrenen Langen Brücke ist die Fassade geschlossen – bis auf eine Passage im Erdgeschoss. Durch die gelangt man künftig – über den Innenhof und eine Freitreppe – auf die sogenannte Piazza im Inneren des neuen Viertels.
Das Hotel bildet dabei den Auftakt für ein Stadtquartier, das bis 2022 entlang der Havel entstehen soll. Auf 24.000 Quadratmetern sind 270 Wohnungen, Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie vorgesehen. Zielgruppe: Gastwissenschaftler der nahen internationalen Wissenschaftseinrichtungen. 2017 hatte Pro Potsdam das Gelände für 17 Millionen Euro an Asenticon und Reggeborgh, der privaten Investmentgesellschaft des niederländischen Bauriesen Kondor Wessels, verkauft. 180 Millionen Euro will dieser investieren.
Fünf Büros waren zum konkurrierenden Gutachterverfahren unter dem Titel „Expert's Neighborhood“ eingeladen worden. Neben den Siegern reichten auch Giorgio Gullotta Architekten (Hamburg), Hascher Jehle Architektur (Berlin), Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht (Berlin/München) und Müller Reimann Architekten (Berlin) Entwürfe ein.
Trotz allem Für und Wider – der Vorschlag von Wolff Architekten wird umgesetzt. Das sei bindend, so Roland Wolff, die Stadtverwaltung unterstütze ihn dabei. Derzeit wird noch einmal an der Plastizität der Fassade gearbeitet. „Der Wunsch waren sehr tiefe Fenster, das setzen wir gerade um“, erklärt Wolff. Am 1. Juli soll der Bauantrag eingereicht werden, Baubeginn ist für Januar 2019 geplant. (kat)
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Gewinner: Wolff Architekten, Berlin
Teilnehmer: Giorgio Gulotta Architekten, Hamburg
Teilnehmer: Hascher Jehle Architektur, Berlin
Teilnehmer: Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht, Berlin
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