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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Pavillon_von_Kawahara_Krause_5278409.html

19.12.2017

Leonberger Gartenkunststück

Pavillon von Kawahara Krause


Extravagante und meist funktionslose Zierbauten kennt man unter der Bezeichnung Follies vor allem aus den englischen Landschaftsgärten der Romantik – doch auch im zeitgenössischen heimischen Garten macht sich ein solches Architektur-Accessoire nicht schlecht. Als in einem Privatgarten im süddeutschen Leonberg nach einer notwendigen Baumfällung eine Lücke in einem dichtbewachsenen Randstreifen entstand, nutzten Kawahara Krause Architekten den frei gewordenen, sechs Quadratmeter großen Raum für ein flirrendes skulpturales Objekt. Das lässt die Umrisse einer Gartenlaube erkennen.

Die filigrane Konstruktion reiht sich in eine ganze Serie von minimalistisch-leichten Installationen ein, mit denen die in Hamburg ansässigen Architekten immer wieder auf experimentelle Weise die Wahrnehmung und spielerische Generierung von Räumen ausloten. Das Spektrum reicht von einem für den Hamburger Architektursommer 2012 realisierten Projekt namens „Linie, Fläche, Raum“ – ein zartes Gebilde aus zwischen Boden und Decke gespannten Schnüren – über eine ebenfalls im Leonberger Garten mit einfachsten Mitteln realisierte Holzkapelle bis hin zu einem Ausstellungsdisplay für die Akademie der Künste in Berlin unter dem Titel „Migrating Books“. Letzteres bestand aus durchsichtigen Trinkhalmen, die mit Verbindungsknoten aus Acrylglas netzförmig zusammengesteckt wurden.

Diese Gitterstruktur haben Kawahara Krause für ihr Garden Folly weiterentwickelt und die Geometrie der einzelnen Module so verändert, dass deren vielfache Addition eine archetypische Hausform bildet. Das Objekt besteht ausschließlich aus transparenten Acrylglasröhren und weißen kreuzförmigen Acrylteilen, die so kombiniert wurden, dass sich als Grundmodul ein dreidimensionaler, sternförmiger Knoten formt.

Das Ergebnis: Je nach Blickwinkel und Lichtsituation kommt es zu verwirrenden Überlagerungen, die das Gebilde wie eine im Raum schwebende Erscheinung wirken lässt: mal klar definiert, mal zufällig angeordnet, mal wie ein kleiner Teepavillon, mal wie ein begehbares Geometriemodell. Das Projekt besetzt damit die Lücke, ohne sie zu schließen, als anregende Kontemplation über die Qualitäten eines Zwischenraums. (da)

Fotos: Kawahara Krause Architekten


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