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21.11.2017

Umstrittener Museumsentwurf in Berlin

Herzog & de Meuron stellten sich den Fragen der Öffentlichkeit


Vergangenen Mittwoch erläuterten Jaques Herzog und Pierre de Meuron in der Berliner Akademie der Künste ihren umstrittenen Entwurf für das Museums des 20. Jahrhunderts am Berliner Kulturforum. Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher und Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert waren ebenfalls gekommen, um die Fragen der Moderatoren Matthias Sauerbruch und Wilfried Wang sowie die des Publikums zu beantworten. Friederike Meyer hat zugehört.

Ziel des Abends, das machte Jaques Herzog gleich zu Anfang deutlich, sei es, den Entwurf für das Museum des 20. Jahrhunderts weiterzubringen. Seit dem Wettbewerbsentscheid Ende 2016 hätten sie im Büro daran nicht weitergearbeitet, einzig der Fußabdruck sei aufgrund der heftigen Kritik in Richtung Matthäikirche verkleinert worden. Es sei wichtig, dass die Bevölkerung sich äußern darf, auch wenn er die in den Siebzigerjahren geborene Idee der partizipativen Verfahren für gescheitert hält. Gemeinsam planen, das gäbe es nicht einmal in der schweizerischen Landgemeinde, so Herzog.

Herzog zeigte zunächst viele Bilder – von der Alten Nationalgalerie, dem Bahnhof Paris-Austerlitz, einer Feldsteinscheune, der ehemaligen Reitschule in Moskau aus dem Jahr 1817, die zum Museum umgebaut wurde. Aber auch Fotos von eigenen Projekten, dem Einfamilienhaus in Leymen, dem kleinen Eingangsgebäude zum Schaulager in Basel, dem Parrish Art Museum auf Long Island, der großen Treppe im Perez Art Museum in Miami und immer wieder Bilder von der Tate Modern in London, der Turbinenhalle mit der geneigten Ebene, den ehemaligen Öltankräumen als Ort für Installationen und der Backsteinfassade der Erweiterung.

Für das Berliner Museum wünsche er sich eine unabhängige Form – archaisch, zeitgenössisch, alltäglich und erhaben zugleich. Den Vorwurf, der Entwurf erinnere von außen an einen Lebensmitteldiscounter, findet er „nicht schlimm“. Den Innenraum sieht er als Ort, in dem sich die Leute treffen können, auch wenn sie nicht ins Museum gehen. Um das Museum herum versprach er Außenräume, „in denen sich Leute gerne hinsetzen“. An einer begehbaren Dachterrasse werden sie arbeiten, sagte Herzog. Die Architektur könne bestimmte Dinge lösen, aber für die Bespielung seien die Nutzer zuständig. Es brauche die Mitwirkung der Leute.

Es war ein präziser, gut argumentierter Vortrag, der um das Vertrauen des Publikums warb, aber auch klar machte: Die Architekten sind offen für Veränderungen, sie wissen noch nicht genau, wie das Haus aussehen wird.

Die anschließende Fragerunde mit Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher und Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert hätten sich die Akademiemoderatoren Matthias Sauerbruch und Wilfried Wang sparen können. Nicht nur, weil letzterer weniger Fragen stellte, als vielmehr seine Bedenken ins Feld führte. Sondern auch, weil viele gekommen waren, um den Architekten ihre Meinung persönlich zu sagen. Als sie nach zwei Stunden endlich an die Mikrophone durften, offenbarten sich die unterschiedlichen Sichtweisen, besonders städtebaulicher Art.

Seitens der vielen besorgten Kritiker des Entwurfs wurden Bedenken laut, die Bauten von Mies und Scharoun würden in die Ecke gedrängt, es fehle der Mittelpunkt. Eine Stangensimulation des geplanten Baus wurde gefordert und ein zentraler Platz mit Aufenthaltsqualität. Einer führte gar einen Entwurf von Stephan Braunfels als bessere Alternative ins Feld. Außerdem kritisierten einige den für den Freiraum zuständigen Senat, der den Ort seit Jahren durch Nichtstun verkommen lassen. Eine einzige Wortmeldung sah den Entwurf in „bester Tradition“ zwischen den autonomen Bauten von Mies und Scharoun.

In den Rückmeldungen vom Podium wurde deutlich: Herzog & de Meuron planen einen Raum, der jenseits der klassischen Vorstellungen eines Museums und jenseits der Vorstellungen von klassischem Städtebau liegt – und deswegen Kritik erntet. Ihr Städtebau begreift öffentlichen Raum als Netz aus Wegebeziehungen und nicht als klassisch von Raumkanten definierten Platz.

In der Schlussrunde zeigte sich Pierre de Meuron alles andere als überrascht von den Kommentaren, die er in Bezug auf die Programmierung und die einladende Geste teilt. Er meinte aber auch, es bestehe noch ein Missverständnis darüber, was das Projekt biete. Torsten Wöhlert sagte, er habe verstanden, dass die kommenden Jahre am Kulturforum ein offener Prozess werden, den die Nutzer frühzeitig begleiten und organisieren müssen. Frau Lompscher nahm mit, dass ein Museum, das um 18 Uhr schließt und eine Philharmonie, die um 19 Uhr öffnet, noch keinen lebendigen Ort ausmachten, dass der öffentliche Raum während der bevorstehenden Zeit bespielt werden und dass die sechsspurige Potsdamer Straße keine Autobahn sein müsse. Matthias Sauerbruch sagte, das Gebäude sei auf einem guten Weg, in Berlin anzukommen.


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Visualisierung des siegreichen Wettbewerbsentwurfs vom Herbst 2016

Visualisierung des siegreichen Wettbewerbsentwurfs vom Herbst 2016

Innenraumperspektive

Innenraumperspektive

Der angepasste Fußabdruck des Entwurfs für den Museumsneubau am Berliner Kulturforum von Herzog und de Meuron

Der angepasste Fußabdruck des Entwurfs für den Museumsneubau am Berliner Kulturforum von Herzog und de Meuron

Der angepasste Fußabdruck des Entwurfs für den Museumsneubau am Berliner Kulturforum von Herzog und de Meuron im Vergleich zur Vorplanung

Der angepasste Fußabdruck des Entwurfs für den Museumsneubau am Berliner Kulturforum von Herzog und de Meuron im Vergleich zur Vorplanung


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