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17.11.2017

Bibliotheksriese wird Museumsriese

Umbau im belgischen Louvain-la-Neuve


Die ehemalige Bibliothèque des Sciences et Technologies der Katholischen Universität Löwen (UCL) mit Sitz im belgischen Louvain-la-Neuve ist ein Musterbeispiel brutalistischer Architektur. Entworfen hatte sie der belgische Architekt André Jacqmain Anfang der Siebzigerjahre. Nun wurde die Betonikone mit der eindrucksvollen Dachschräge unter der Leitung der beiden an der Universität beschäftigten Architekten Michel Le Paige and Carole Deferière umfassend renoviert und umgebaut. Statt einer Bibliothek wird sie zukünftig ein Museum beherbergen: das Musée L. Das „erste groß angelegte Universitätsmuseum Belgiens“ wird am kommenden Samstag, den 18. November, seine Türen für die Öffentlichkeit öffnen.

Das imposante Gebäude, das 1972–73 errichtet wurde, hatte Symbolcharakter für die französischsprachige Hochschule, die sich 1968 im Zuge der Sprachstreitigkeiten im Belgien der Sechzigerjahre von der flämischsprachigen Universität Löwen abgespalten hatte. Mit dem Umzug des Campus nach Wallonien entstand eine komplett neue Stadt: Louvain-la-Neuve (auf Deutsch: Neu-Löwen). Die aufstrebend-monumentale Erscheinung der Bibliothek war daher in besonderer Weise auch ein visuelles Signal für das neue Selbstverständnis und Selbstbewusstsein der Universität.

Die Aufgabe von Le Paige und Deferière, die noch kurz vor Jacqmains Tod im Jahr 2014 mit ihm über ihre Ideen für den Umbau sprechen konnten, bestand darin, den Bau an die Bedürfnisse eines Museums anzupassen und zugleich seine Qualitäten und baulichen Besonderheiten zu erhalten. Sie konzentrierten sich darauf, die räumliche Anordnung zu adaptieren und durch modifizierte, größere Fensteröffnungen so viel wie möglich Tageslicht ins Innere zu bringen. Die von Jules Wabbes gestaltete Inneneinrichtung, wie Treppengeländer, Türgriffe und der Empfangstresen, blieb dabei zum größten Teil erhalten.

Ein neuer Haupteingang mit Foyer und bis zum Boden reichenden großflächigen Verglasungen verbindet das voher in sich gekehrt wirkende Gebäude nun ganz explizit mit der Außenwelt. Auch die Energieeffizienz des Baus wurde verbessert. So wurde beispielsweise neben der Erneuerung der Fenster auch das Dach um zwölf Zentimeter erhöht, um die Wärmedämmung zu optimieren. Des Weiteren wurde ein Lastenaufzug eingebaut und das Nachbargebäude einbezogen, das künftig vor allem administrative Funktionen des Museums beherbergen wird. Ein dort bereits bestehender Verbindungsgang erhielt ein Glasdach, um die Passage hervorzuheben.

Noch ein paar Zahlen: Mehr als 5.000 Quadratmeter umfasst das Musée L, davon sind 3.830 Quadratmeter Ausstellungs- und öffentlich zugängliche Flächen. Hier wird die Sammlung, bestehend aus 32.000 Objekten aus Kunst, Naturgeschichte, Archäologie, Technik und Wissenschaft, in permanenten und wechselnden Ausstellungen zu sehen sein. Die 10,4 Millionen Euro, die das Museumsprojekt insgesamt gekostet hat, wurden gleichermaßen aus öffentlichen Geldern und privaten Zuwendungen akquiriert. Dabei kamen 39 Prozent des Budgets von Institutionen, 32 Prozent aus privaten Quellen, 20 Prozent von Unternehmen und Körperschaften und 9 Prozent von Stiftungen.

Und wofür steht nun eigentlich das „L“? Dominique Opfergelt, Geschäftsführer der UCL, gibt die Antwort: zum einen steht es – naheliegend – für Louvain, zum anderen für „Link“, denn die neue Institution versteht sich als eine Art Brückenschlag und Ort des Dialogs – zwischen den verschiedenen Disziplinen ebenso wie zwischen Universität und Außenwelt. (da)

Fotos: Jean-Pierre Bougnet, Benoit Sneessens, Arnaud Nihoul, UCL, Kinkorn


Zum Thema:

Informationen zum Programm des Museums und zum Eröffnungswochenende: www.museel.be


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