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08.11.2017
Münchner Interpretationssache
Geschäftshaus von Hild und K
Wer sich die Münchner Altstadt genau ansieht, bemerkt nach kurzer Zeit die vielen Häuser aus der Wiederaufbauzeit, die sich manchmal historisch geben, sich oft aber zurückhaltend und ohne große Raffinesse einfügen. Das sechsgeschossige Geschäftshaus in der Weinstraße, direkt gegenüber der westlichen Seitenfassade des Münchner Rathauses, war ein Zeugnis dieses Bauens in den Fünfzigerjahren: Unter dem Satteldach eine schlichte Lochfassade, mit Natursteinen verkleidet, die ein einfaches Raster bildeten.
Wegen schlechter Bausubstanz wurde das Haus abgerissen. Für den kürzlich fertiggestellten Neubau waren Hild und K Architekten (München/Berlin) verantwortlich, die das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Büro Thomas Hetfleisch & Joachim Leppert (München) durchführten. Die Architekten entschieden sich aufgrund der prominenten Altstadtlage für eine bewusste Orientierung am Vorgängerbau. Insbesondere die Kubatur, die kurze Kolonnade an der Seitenfassade und die Materialwahl folgen dem Altbau.
Mit dünnen Platten aus Jura und Muschelkalk schufen die Architekten eine klassische Fassade, die dennoch spielerische Momente aufweist. Auffällig sind vor allem die drei gebäudehohen Rücksprünge, die der schrägen Grundstückgrenze geschuldet sind. Die vier Achsen der Hauptfassade sind nicht gleich breit, sondern werden nach rechts hin schmaler, wie man vor allem an den unterschiedlich breiten, grauen Platten seitlich der stehenden Fenster erkennt. Was andernorts oft nur schnell an den dahinterliegenden Stahlbeton geschraubt wird, wurde hier zu einer gediegenen, geradezu massiv wirkenden Gebäudehülle.
Man könnte einem Haus wie diesem natürlich eine gewisse Langweiligkeit vorwerfen. Oder aber es als einen Baustein in teurer, edler Einkaufslage begreifen, der Stadtstruktur und Traditionen auf passende Weise interpretiert. (gh)
Fotos: Michael Heinrich
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