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01.11.2017
Hexagon im Stahlrahmen
Universitätsbibliothek in Luxemburg von Valentiny
Schon von weitem fällt die polygonale Fassadenstruktur auf, der Mix aus hell und dunkel, der undurchlässig, fast abweisend wirkt. Doch weit gefehlt: Im Inneren ist die Universitätsbibliothek lichtdurchflutet und offen. Und nimmt in vielfältiger Weise die historische Nutzung als Möllerei auf.
François Valentiny baut die langgestreckte Industriehalle im neuen Stadtteil Belval der Gemeinde Esch-sur-Alzette im Süden Luxemburgs derzeit zur Bibliothek um. Auf dem Gelände der ehemals größten Stahlhütte des Großherzogtums wird, wie in der Baunetzwoche #499 beschrieben, ein neuer Stadtteil aus dem Boden gestampft. Impulsgeber ist die Universität, zu der eine Bibliothek selbstverständlich dazugehört. 7.000 Studierende sollen hier lesen, lernen und diskutieren.
Die umgewandelte, 5.000 Quadratmeter große Möllerei liegt zentral zwischen der Place de l’Académie und der Place des Hauts-fourneaux am Fuß der beiden denkmalgeschützten Hochöfen. In ihrer Lagerhalle wurde bis Mitte der 1990er aus Eisenerz, Sinter, Schrott und Kalk der Möller zusammengestellt, jenes Gemisch für die Hochöfen, aus dem flüssiges Roheisen für die Stahlproduktion gewonnen werden konnte.
Die Materialen der neuen Bibliothek – Stahl, Beton, Holz und Glas – beziehen sich auf diesen Arbeitsprozess. Um den ursprünglichen Charakter zu bewahren, haben Valentiny hvp architects (Luxemburg/Shanghai) die bestehenden Stahlzargen und Betonkonstruktionen als tragende Struktur belassen, sie gereinigt, verstärkt und lackiert. Die alte Ziegelfassade und das Wellblechdach wurden dagegen ausgetauscht.
Highlight ist die neue Fassade aus einem glasüberzogenen Verbundstoff. Er wirkt wie ein Schutzmantel für die ursprüngliche Konstruktion der Möllerei. Das Muster, mit dem das Glas in einem keramischen Siebdruckverfahren bedruckt ist, stammt aus dem Arbeitsprozess des alten Stahlwerks. Eine Hommage an die industrielle Vergangenheit. Die nach Westen orientierte Fassade hebt sich vom Rest des Gebäudes zusätzlich ab. Zum einen schieben sich Studierzimmer wie Schubladen auf die zentrale Achse Belvals hinaus. Zum anderen besteht die Fassade aus vorstehenden, hexagonalen Elementen.
Das dreieckige Grundmodul der Fassade ist 1,75 Meter hoch und zwischen 1,80 Meter und 2,15 Meter breit. Ein Fassadenelement besteht aus sechs Dreiecken, die ein Sechseck bilden. Insgesamt wurden 520 Fassadenelemente in acht verschiedenen Grundformen (flach, pyramidal, elliptisch) angebracht. An der Westfassade sind 33 Prozent dieser pyramidenförmig angeordneten Dreiecke transparent, und zwar die, die nach Norden orientiert sind. Der Rest ist bedruckt.
Der Halle östlich vorgelagert ist ein ellipsenförmiges Gebäude, das den Haupteingang des Maison du Livre genannten Baus bildet. Die Ellipse spiegelt sich als Bauform am Sitz der Verwaltung westlich der Halle wider. Und auch im Inneren, wo runde Betonplatten von schrägen Säulen durchzogen im Raum zu schweben scheinen, findet sich die elliptische Form. Derzeit werden letzte Handgriffe an der Inneneinrichtung getan, damit die Bibliothek mit ihren 20.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche im Frühjahr 2018 offiziell eröffnen kann. (kat)
Fotos: Valentiny hvp architects
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