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11.10.2017
Schön und direkt
Handballarena in Aix-en-Provence von Auer Weber und Christophe Gulizzi
Auf Googles Satellitenbildern ist noch Gestrüpp zu sehen, doch heute steigt in Aix-en-Provence schon das Eröffnungsspiel: Die neue Handballarena von Auer Weber (München) ist das architektonische Äquivalent zu dieser schnellen, oft maximal impulsiven Sportart. Das beginnt mit der kurzen Realisierungszeit seit dem Wettbewerbsgewinn 2015, setzt sich mit der dynamisch-reduzierten Außenerscheinung fort und mündet in der schnörkellosen Stringenz der Innenräume. Nach ihrer Sporthalle in München ist dem Büro damit innerhalb von kurzer Zeit ein weiterer vorbildlicher Sportbau gelungen – diesmal in Zusammenarbeit mit Christophe Gulizzi (Le Tholonet).
Der Neubau mit seinen über 20.000 Quadratmetern Geschossfläche steht im Südwesten der Stadt an einem Autobahnkreuz, also in einem Setting, das beispielsweise an die Münchner Allianz Arena, aber auch an viele andere größere Sportbauten des letzten Jahrzehnts erinnert. Anstatt daraus jedoch – allzu naheliegend – eine monumental-ikonische Setzung abzuleiten, entschieden sich die Architekten für eine vielschichtigere Lösung. Von der Autobahn aus gesehen etwas tiefer gelegen fügt sich die Arena mit ihrer aus Ringen bestehenden Hülle in die Topografie ein. Über den weiten Vorplatz zwischen dem Gebäude und den Parkplätzen hinweg entfaltet das Projekt dann aber trotzdem eine starke Präsenz, wie es sich für einen Sporttempel eben gehört. Nicht zuletzt müssen die gegnerische Mannschaft und ihr Publikum auch ein wenig beeindruckt werden.
Die Selbstverständlichkeit, mit der die Arena in Aix an der Autobahn steht, ist dabei auch das Ergebnis von präzisen architektonischen Detaillösungen. Die Ringe sind nämlich keineswegs willkürlich über das Volumen verteilt, sondern zum Vorplatz hin horizontal deutlich verschoben. Das verstärkt nicht nur die Dynamik, sondern erlaubt auch die Modellierung einer auskragenden, den Besuchern zugewandten Front. Der Weg führt weiter über ein gebäudehohes Foyer direkt hinein in die große Halle, die mit schwarzer Technikdecke und dunklen Sitzen auf hellem Beton eine ungekünstelte Direktheit ausstrahlt. Mit rund 50 Millionen Euro blieb das Projekt, das von der Groupe Fayat als Hauptauftragnehmer umgesetzt wurde, auch im Kostenplan.
Neben der großen Halle für bis zu 8.000 Zuschauer gibt es ein weiteres, kleineres Sportfeld, das ebenfalls über ein paar Tribünen verfügt. Die Nutzung der neuen Arena Aix ist dabei multifunktional gedacht und erlaubt neben Sport auch andere Formate wie Konzerte oder Messen. Der Fokus liegt aber wie gesagt auf Handball, weshalb heute, am ersten Abend in der neuen Arena, auch folgerichtig der ortsansässige Club Pays d’Aix UC gegen Savoie HB aus Chambéry spielt. (sb)
Fotos: Aldo Amoretti
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