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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Mobile_Fussgaengerbruecke_von_Architecturama_in_Montreal_5173492.html

18.10.2017

Ein Ort zum Verlieben

Mobile Fußgängerbrücke von Architecturama in Montreal


Seit einigen Jahren verwandelt sich die Saint-Catherine Street im Zentrum der kanadischen Metropole Montreal jeden Sommer im Rahmen des Festivals „Aires Libres“ in eine pinkfarbene Linie. Sie wird dann auf einer Strecke von einem Kilometer zur Fußgängerzone, die von einem Dach aus an langen Seilen befestigten farbigen Bällen überspannt ist. Die Pink Balls, eine Intervention des Landschaftsarchitekten Claude Cormier, sind längst zu einer sommerlichen Sehenswürdigkeit geworden und leuchteten dieses Jahr statt traditionell in Pink sogar in Regenbogenfarben.

Damit Besucher dieses Spektakel „auf Augenhöhe“ genießen können, hat das lokal ansässige Büro Architecturama in Zusammenarbeit mit der Konstruktionsfirma Latéral FunambOule entworfen, eine mobile, selbsttragende Fußgängerbrücke, die für die Dauer des Festivals vor allem als Aussichtspunkt mit Spaßfaktor und weniger als Hilfe zur Straßenüberquerung diente. Beliebig oft auf- und abbaubar, kann sie jedoch an anderer Stelle und aus anderem Anlass jederzeit erneut zum Einsatz kommen. Ihre für den Transport optimierten und nach dem Baukastenprinzip einfach zu montierenden Elemente sind aus Leichtstahl gefertigt.

Die sechs Meter hohe Brücke besteht im Wesentlichen aus drei Teilen. Die tragende Basis bildet eine dreieckige Form aus Stahlträgern, die mit Betongewichten beschwert wird. So ist ein stabiler Stand gewährleistetet, ohne dass dafür Befestigungen im Untergrund nötig sind. Auf diesen Füßen stehen zwei offene Treppentürme, zwischen denen eine Konstruktion aus leicht geschwungenen Stahlträgern hängt. Ihre Wölbung entspricht der Wölbung der die Straße überspannenden Ballketten, sodass sich die Kontur der Brücke harmonisch in diese spielerische Installation einpasst und wie ein weiteres „Seil“ erscheinen. Den Boden des luftigen Stegs bildet ein Glasfasergitter, das auch Blicke nach unten ermöglicht.

Den Passanten wurden während der diesjährigen Ausgabe des „Aires Libres“ so nicht nur fotogene Perspektiven auf die geschmückte Straße geboten, sie konnten auch die interessante sensorische Erfahrung machen, die das Überqueren einer Hängebrücke auslöst. Diese wacklige Angelegenheit erhöht laut des sogenannten Capilano-Bridge-Experiments aus den Siebzigerjahren die gegenseitige Wahrnehmung von Attraktivität und romantischer Anziehung unter den Anwesenden. Vielleicht hatte die Überquerung der FunambOule-Brücke also nicht nur eine Flut instagrammtauglicher Fotos zur Folge, sondern auch den einen oder anderen Flirt. (da)

Fotos: James Brittain


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