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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Schmidt_Hammer_Lassen_Architects_planen_Bueroturm_5159998.html

07.09.2017

Detroit groß denken

Schmidt Hammer Lassen Architects planen Büroturm


In den Sechzigerjahren die wohlhabendste Stadt der USA, wurde der Verfall Detroits in den vergangenen Jahren zum Sinnbild für eine schwere Krise des American Way of Life und des heutigen Wirtschaftssystems. 2013 meldete die sogenannte Motor City Insolvenz an. Drei Jahr später titelte die Welt „Das zerrüttete Detroit kann zum Berlin der USA werden“. Diese Einschätzung stammt jedoch nicht von der Zeitung selbst, sondern vom 2012 verstorbenen Immobilienunternehmer Tony Goldman.

Künstler und Kreative haben längst begonnen, die vielen Leerstände und den verblichenen Glanz der alten Zeiten zu nutzen, um der hohen Arbeitslosigkeit entgegen zu wirken. 2015 zeichnete die UNESCO Detroit als City of Design aus. Da etwa 80 Prozent der Detroiter Bevölkerung Afroamerikaner sind, spielt neben den auch hierzulande bekannten Trends, wie schicken Retrofahrrädern und Schreibwaren, auch die spezifische Geschichte schwarzer Familien ein Rolle. So kocht beispielsweise die urbane Farm afro jam Marmelade nach alten Familienrezepten. Spätestens seit auch Microsoft und Amazon Büros in Detroit angemietet haben, steht großen Immobilienprojekten nichts mehr im Wege.

So kommt es, dass Schmidt Hammer Lassen (Kopenhagen) von der Detroiter Immobilienfirma Bedrock Management Service mit einem Riesenprojekt beauftragt wurden. Sie sollen mit den Monroe Blocks den ersten Büroturm – und noch einiges andere – in Downtown Detroit bauen: Circa 75.000 Quadratmeter Bürofläche, 15.000 Quadratmeter Einzelhandel, 482 Wohnungen und mehr als 4.400 Quadratmeter öffentlicher Raum sind geplant. Im Sinne ihres „skandinavischen Erbes“ wollen die Architekten die teilweise „riesigen, offenen Räume“ in Detroit stärker strukturieren und dabei auf typische Qualitäten der Stadt wie „Dichte, Dynamik und Diversität“ eingehen.

Die Renderings zeigen eine große Bandbreite gestalterischer Ansätze: Von der gläsernen curtain wall über eine Sonnenschutzstruktur als Dach eines Platzes bis hin zum Wohnungsbau aus Backstein. Die gezeigten Strukturen könnten fast überall in der Welt stehen. Spezifisch für Detroit und damit vielleicht der wichtigere Bestandteil des Projektes von Schmidt Hammer Lassen sind die Überlegungen zum Verkehr. Die Architekten begreifen den Standort als Bindeglied zwischen mehreren Stadtvierteln, wollen in der ehemaligen Hauptstadt des Automobils fußläufige Verbindungen zu wichtigen Gebäuden etablieren und eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel erreichen. Laut Presseerklärung soll das Projekt zur „Ikone der zukünftigen Entwicklung in Detroit“ werden. Man kann nur hoffen, dass die Stadt ihren frisch gewonnen Charme nicht so schnell wieder verliert. (dd)


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