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07.09.2017
Auf die Dächer?
PUP Architects’ Kommentar zur Londoner Wohnungskrise
Die Architecture Foundation in London moderiert Debatten, kuratiert Ausstellungen, veröffentlicht Bücher und vermittelt zwischen Architekten, deren Kunden und der Stadtpolitik. Die Non-Profit-Organisation identifiziert bei ihrer Arbeit nicht nur wichtige Themen der gebauten Umwelt, sondern nimmt indirekt Einfluss auf Politik und Praxis. Seit diesem Jahr kümmert sich die Architecture Foundation auch um Kleinstarchitekturen und organisiert den Wettbewerb um die Realisierung des Antepavillons. Auf dem Dach der Hoxton Docks, einem zahlreiche Künstlerstudios beherbergenden Gebäudekomplex in Hackney, sollen fortan jedes Jahr experimentelle Strukturen entstehen, die einen Kommentar zur Londoner Wohnungskrise versuchen. Finanziert wird das Projekt – das zu einem festen Termin im Londoner Architekturkalender werden soll – durch den Immobilieninvestor Shiva, der die Hoxton Docks besitzt.
Die diesjährigen Gewinner PUP Architects (London) kommentieren mit ihrem Pavillon gewisse rechtliche Restriktionen für Dachaufbauten. Während großmaßstäbliche Installationen von Infrastrukturen wie beispielsweise Klimaanlagen problemlos genehmigt werden, sind die baurechtlichen Rahmenbedingungen für alternative, vielleicht produktivere Verwendungen von Dächern um einiges komplizierter. Mit einer subversiven Wohnarchitektur für ein bis zwei Personen reflektieren PUP diesen Missstand und stellen ihn zur Debatte. Ihren linearen, mit Schuppen aus Tetra-Pack-Material verkleideten Baukörper, tarnen sie als einen überproportionierten Klimaanlagenaufbau.
2017 sind die Mieten in London erstmalig seit neun Jahren gesunken. Vieles deutet auf einen Schwächung des Immobilienmarktes nach der Brexit-Entscheidung hin. Nichtsdestotrotz bleiben die Zahlen auf einem hohen Niveau. Für Juli 2017 ermittelte der HomeLet Rental Index eine Durchschnittsmiete bei Neuvermietungen von knapp 1700 Euro. Das liegt weiterhin an der einfachen Formel: wenige Neubauten, viel Nachfrage. Man kann darüber streiten, wie Mikro-Architekturen helfen können, die Wohnungskrise in einer Stadt wie London zu entschärfen. Dachaufbauten haben allerdings ihren festen Platz im Ideenkatalog.
Und auch der gestern veröffentliche, lang erwartete Wohnungsplan des Londoner Bürgermeisters Sadiq Khan knüpft Hoffnungen an die kleineren Bauvorhaben. Neben der Ankündigung, 250 Millionen Pfund für bezahlbaren Wohnraum in London auszugeben, wartet Khans Plan mit einer Erkenntnis auf: In den nächsten 25 Jahren muss London jährlich 50.000 neue Wohnungen bauen. Das geht nur mit Nachverdichtung und einer Stärkung des Segments der small builders. Die Agenda verspricht, planerische und finanzielle Hürden in diesem Segment abzubauen.
Der Antepavillon-Wettbewerb kommt daher zur richtigen Zeit. Neben dem Testen von alternativen Lebensmodellen in der Stadt weist er auf ein räumliches Potenzial hin, das sich auch in anderen Maßstäben entwickeln ließe. (df)
Fotos: Jim Stephenson
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