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20.07.2017
Monolith mit langer Geschichte
Museo Ibero in Andalusien fertiggestellt
Es ist eine außergewöhnliche inhaltliche Umdeutung eines zentral gelegenen Areals in der südspanischen Stadt Jaén: Einst stand hier das Provinzgefängnis, nun erhebt sich an derselben Stelle ein neues Museum für iberische Kunst und Kultur in beeindruckender Monumentalität. Der Weg bis zu dieser finalen Materialisierung des Museo Ibero war lang und turbulent. Mehrmals gab es rechtliche Probleme und Streit um das Grundstück, standen die Bauarbeiten still, wechselten die Architekten. Verantwortlich für die schlussendliche Realisation des Baus zeichnen eddea aus Sevilla mit den verantwortlichen Architekten López de Lemus, Harald Schönegger, Ignacio Laguillo und Luis Ybarra.
Versuch einer groben Rekonstruktion des verworrenen und sich über viele Jahre hinziehenden Entstehung des Gesamtprojekts, das in der nun fertiggestellten Architektur von eddea mündete: Nachdem das Gefängnis 1991 in einen größeren Neubau am Stadtrand gezogen war, entbrannte ein heftiger Konflikt zwischen verschiedenen Behörden um das Gelände, auf dem das alte Gebäude zusehends verfiel. 1998 kam dem damaligen Präsidenten der Provinzregierung, Felipe López, die ambitionierte Idee, hier ein großes Überblicksmuseum zur Kunst und Kultur der iberischen Halbinsel zu errichten. Nachdem man sich von offizieller Seite schließlich darüber einig war, wurde 2003 ein internationaler Ideenwettbewerb ausgelobt, den das Madrider Büro Solid Arquitectura gewann. Es kam jedoch in der Folge zu Unstimmigkeiten, und der Auftrag wurde zurückgezogen. Währenddessen war das ehemalige Gefängnis so beschädigt, dass es 2006 aus Sicherheitsgründen abgerissen werden musste. Einige Jahre gingen ins Land, bis 2009 basierend auf den Plänen der lokal ansässigen Architekten Francisco Javier Sánchez Castro, Loreto Camacho Almansa und Fernando Mármol Hueso ein Grundstein gelegt wurde. Doch auch dieses Projekt wurde nichts, denn mit der Immobilienkrise kam eine weitere Zwangspause. Der neue, nun realisierte Entwurf von eddea entstand nach Wiederaufnahme des Projekts, seither lief die Umsetzung des Museums nach Plan.
Das Volumen präsentiert sich als Monolith, der sich aus mehreren ineinander verschränkten Blöcken mit verschiedenen Höhen zusammensetzt. Nur das Erdgeschoss ist großflächig und fast umlaufend verglast, die Obergeschosse hingegen sind hermetisch geschlossen, lediglich einige wenige Öffnungen durchbrechen die monochrome Fassade. Ihre dezente beige Farbgebung wirkt fast schon wie eine Art Camouflage und passt sich geradezu perfekt in die von Sand- und Erdtönen geprägte Umgebung ein. Die äußere Verschlossenheit und konzentrierte Präsenz des Baus, der trotz seiner rechteckigen Formen etwas Pyramidenhaftes hat, lenken die Aufmerksamkeit ganz auf das Gebäudeinnere mit seinen weitläufigen Informations- und Präsentationsräumen, die künftig eine in ihrem Umfang einzigartige Sammlung mit Artefakten aus der iberischen Geschichte aufnehmen sollen.
Damit ist die lange Entstehungsgeschichte des Museo Ibero allerdings noch nicht zu Ende: Das fertige Bauwerk wartet nun auf seine offizielle Eröffnung. Sie war eigentlich für Juni 2017 geplant, steht jedoch derzeit noch aus. (da)
Fotos: Fernando Alda
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