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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Krebshilfezentrum_von_dRMM_in_Oldham_5088583.html

27.06.2017

Maggie’s Centre No. 21

Krebshilfezentrum von dRMM in Oldham


Es ging hier „weniger um Form und mehr um Inhalt“, schreibt Alex de Rijs von dRMM Architects aus London über das kürzlich eröffnete Maggie’s Centre in Oldham, circa zehn Kilometer nordöstlich von Manchester. Es ist eines von inzwischen 21 Häusern der Stiftung Maggie’s, die vor 21 Jahren von Maggie Keswick Jencks gegründet wurde, nachdem sie an Krebs erkrankt war. Geschockt von der architektonischen Realität von Klinikbauten, setzte sich die Frau von Architekturtheoretiker Charles Jencks dafür ein, angenehme Orte zu schaffen, die in einladender, intimer und informeller Atmosphäre Hilfe für Erkrankte und Angehörige bieten. Seither haben Architekten wie OMA, Steven Holl, Wilkinson Eyre, Norman Foster, Snøhetta, Kisho Kurokawa, Carmody Groarke, Heatherwick Studio oder AL_A für Maggie’s gebaut.

Der Neubau von dRMM ist Teil eines Klinikareals in Oldham. Die Architekten fügten das Haus zwischen Bestandsbauten aus rotem Backstein ein, wie man sie überall in Großbritannien findet. Als flacher Kubus auf dünnen Stelzen markiert es einen Kontrapunkt zu den Altbauten. So selbstbewusst wie das Haus über die Mauer des Krankenhausgeländes ragt, so positiv zeigt sich die architektonische Haltung im Inneren, die als Gegenpol zu den funktional orientierten Standards des heutigen Krankenhausbaus verstanden werden will.

Dazu passt die Information, dass das Krebshilfezentrum das weltweit erste Gebäude aus kreuzweise verleimtem Brettschichtholz (cross-laminated timber, CLT) aus Us-amerikanischem Tulpenbaum ist. dRMM sehen die Verwendung von Holz in einem Krebshilfezentrum nicht zuletzt als Plädoyer für die Verwendung möglichst unbelasteter Materialien.

Das Haus besteht aus einem großen, offenen Raum, der so möbliert ist, dass er informelle Nutzungen ermöglicht. Nur an einer Seite gibt es Räume für geschützte Gespräche. An der Stirnseite liegt ein Küchenbereich. Eine große Terrasse mit breiter Treppe öffnet die Architektur hier zum Außenraum und zum Klinikareal. Auf der gegenüberliegenden Schmalseite arbeiteten die Architekten mit raumhoher Verglasung und Sofas, die um einen Kamin gruppiert sind. Mit Hilfe eines Vorhangs – entworfen von Petra Blaisse – kann die Sitzgruppe abgetrennt werden. Auffälligstes Element ist ein voll verglaster Durchbruch in der Mitte des Raumes, der das Haus zum Himmel und zum Garten öffnet.

Der Garten ist – wie bei allen Maggie’s Centres – integraler Bestandteil des Gebäudes. Unter dunkel lackierten Holzplatten erstreckt sich eine dezent bewegte „Landschaft“, die von Jinny Blom und Rupert Muldoon entworfen und umgesetzt wurde und die unter dem aufgeständerten Haus verläuft. Die beiden arbeiteten mit unterschiedlichen Arten von Kieseln und Steinen, mit Gräsern und Birken, von denen einige bereits durch die Öffnung im Baukörper hindurchgewachsen ist. Auf Sitzmöglichkeiten und ein Wasserbecken – wie ursprünglich geplant – verzichtete man und setzte stattdessen auf eine fast schon karge, landschaftliche Gestaltung.

Ein vergleichender Blick auf die Maggie’s Centren lässt einen über die unterschiedlichen Herangehensweisen der Architekten nachdenken. Immer geht es um die gleiche Bauaufgabe, um die Gliederung eines informellen Innenraums, um eine warme Atmosphäre und die Verzahnung von Architektur und Natur. Finanzielle Beschränkungen spielen scheinbar eine untergeordnete Rolle, weitaus wichtiger ist die programmatische Stoßrichtung, dass hier herausragende Architektur entstehen soll, die sich ganz in den Dienst des Individuums stellt. In Oldham ist das einmal mehr gelungen. (gh)

Fotos: Alex de Rijke, Jasmine Sohi, Tony Barwell, Jon Cardwell


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