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21.06.2017
Zwei Künstler und ein Wunder
Online-Ausstellung zur Mannheimer Multihalle
Warum sollte die Mannheimer Multihalle erhalten bleiben? Mit dieser Frage hat sich Marco Vedana beschäftigt, der mit seiner Mittelformatkamera Architekturikonen der Siebzigerjahre nach ihrer Grundidee und Wirkung befragt. Im Stuttgarter Haus der Architekten zeigt er auf Einladung der Architektenkammer unter dem Titel „Raumwunder“ derzeit seine Bilder, flankiert von historischen Aufnahmen Robert Häussers. BauNetz stellt die Arbeiten der beiden Fotografen gegenüber.
Von Annika Wind, Ko-Kuratorin der Ausstellung
Dellen hat sie viele. Nur an der falschen Stelle. Wie eine amorphe Hügellandschaft zieht sich die Mannheimer Multihalle durch den Herzogenriedpark. Doch der Spaziergang zur größten Holzgitterschalenkonstruktion der Welt gleicht einem Slalomlauf – vorbei an Stützen, die sie in Form halten. Erhaben wirkt das Bauwerk von Frei Otto, Carlfried Mutschler und Joachim Langer trotzdem. Das beweist auch eine Ausstellung im Haus der Architekten in Stuttgart, die die Architektenkammer Baden-Württemberg organisiert hat. Sie zeigt die Fotos zweier Künstler: Von Robert Häusser (1924-2013), der die Halle als einer der bedeutendsten Nachkriegsfotografen Deutschlands kurz nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1975 dokumentierte. Und von Marco Vedana, der sie in den vergangenen Monaten mit seiner Mittelformatkamera zu ihrem heutigen Standpunkt befragte und die Stuttgarter Ausstellung ko-kuratierte.
„Viel Aufwand, aber wenig Nutzen“ hatte die „Zeit“ am 31. Oktober 1975 zum Abschluss der Bundesgartenschau getitelt, für die die Multihalle gebaut wurde. Eine „Kreuzung aus Walfisch und Amöbe“ sei dieses Bauwerk, das seine grauen Wülste auf dem hügeligen Gelände ausbreitet, ohne dass die Stadt wisse, was mit ihr nun anzufangen sei. Das hat sich bis heute nicht geändert, auch wenn durch den drohenden Abriss einiges in Bewegung geraten ist: Bis Ende 2019 soll die Gnadenfrist nun verlängert werden, in der man Spendengelder sammeln und ein Nutzungskonzept erarbeiten will. Bis dahin will die Stadt die Multihalle mit Veranstaltungen in das Bewusstsein der Bürger zurückholen.
Die Aufnahmen von Robert Häusser – die das Südwestdeutsche Archiv für Architektur und Ingenieurbau in Karlsruhe (saai) aus dem Nachlass Mutschlers zur Verfügung stellte – zeigen die Aufbruchstimmung der Zeit. Im noch wenig bewachsenen Umfeld der künstlichen Parklandschaft wirkte das Konstrukt mit seiner gewölbten Plastikhaut noch innovativer: Häusser ließ Passanten wie in den Bauch eines Wales flanieren und den Schwung der Außenterrasse mit Gartenstühlen und Sonnenschirmen noch kühner erscheinen. Die noch kahlen Wegenetze hatten für den ersten deutschen Preisträger des Hasselblad Awards – der gemeinhin als „Nobelpreis für Fotografie“ gilt – einen geradezu grafischen Reiz.
Mehr als 40 Jahre später sind es nach wie vor die Übergänge zwischen innen und außen, zwischen öffentlichem Raum und Veranstaltungsareal, zwischen Stadt und Park, die Marco Vedana faszinieren: Der Künstler, der 1983 in Mannheim zur Welt kam und Fotografie am Istituto Italiano di Fotografia in Mailand studierte, zeigt ein in die Jahre gekommenes Monument, das eindrucksvoll noch immer für eine offene Gesellschaft steht. Und für eine Zeit voller Wagemut und Optimismus.
Fotos: Marco Vedana, Robert Häusser (Copyright der Häusser-Fotos: Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau saai am Karlsruher Institut für Technologie KIT)
Zum Thema:
Die Ausstellung „Raumwunder Multihalle“ mit Fotos von Robert Häusser und Marco Vedana ist bis Dienstag, 4. Juli im Stuttgarter Haus der Architekten in der Danneckerstraße 54 zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8:00-16:30 Uhr, Freitag 8:00-15:00 Uhr
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Ein Kind der Siebzigerjahre ist die Multihalle nicht allein wegen ihrer Farbgebung im Inneren. Ihr wagemutiger Entwurf steht für die Aufbruchstimmung der Zeit, wie die Aufnahmen von Marco Vedana zeigen.
Mehr als 40 Jahre nach der Bundesgartenschau, für die sie gebaut wurde, hat sich die Konstruktion stellenweise um 80 Zentimeter abgesenkt.
Gähnende Leere – bis vor kurzem: Seit Februar 2011 war die Multihalle komplett gesperrt. Bis die Diskussion um ihren Erhalt begann. Nun plant man zahlreiche Veranstaltungen.
Durch die jahrelange Sperrung der Multihalle ist sie bisher im Bewusstsein der Bürger wenig präsent.
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