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24.05.2017

Asymmetrie auf der Terrasse

Palästinensisches Museum von Heneghan Peng Architects


Nur wenige Monate vor dem Arafat-Museum öffnete im letzten Jahr ein weiteres Museum im Großraum Ramallah seine Tore, das der Aufarbeitung der Geschichte und Kultur Palästinas und der Palästinenser gewidmet ist: das Palestinian Museum. Entworfen wurde es vom irischen Büro Heneghan Peng Architects (Dublin/Berlin), das den 2011 ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen hatte. Ebenso wie anfangs das Arafat-Museum steht auch das neue Museumsgebäude noch leer, das Ausstellungsprogramm wird erst im September starten. Stattdessen ist der Bau derzeit selbst ein Exponat – als Teil einer Ausstellung über zeitgenössische Ausstellungsarchitektur unter dem Titel „New Museums: Intentions, Expectations, Challenge“ im Musées d’Art et d’Histoire in Genf.

Fast 20 Jahre haben die Planungen gedauert, von der ersten Idee für ein palästinensisches Museum bis zu seiner Materialisierung in Bir Zait auf einem von der nahegelegenen Universität zur Verfügung gestellten Grundstück. Dem Thema der palästinensischen Identität, für die das Museum stehen soll, näherten sich die Architekten über die Landschaft: Das skulptural wirkende Gebäude – seine gezackte Form soll die Assoziation einer Felsspalte wachrufen – krönt die Spitze eines Hügels und ist umgeben von einem weitläufigen Garten, der die in der Region traditionell übliche Terrassenbewirtschaftung aufgreift. Entworfen von der jordanischen Landschaftsarchitektin Lara Zureikat, erstreckt er sich über mehrere, kaskadenartig abfallenden Ebenen, die durch kleine Mauern aus Feldsteinen voneinander abgeteilt sind. Die Bepflanzung folgt einer klaren Hierarchie: Je weiter man vom Museum hinab ins Land steigt, desto wilder und naturbelassener werden die Flächen.

Der schmale, flache Baukörper aus Beton verbindet sich auf organische Weise mit den Konturen des Baugrundes, indem er deren Zickzacklinie aufnimmt und aus der Luft betrachtet die Form der umgebenden Terrassen nachzeichnet. Die Verkleidung aus hellem Kalkstein – eine weitere Bezugnahme auf die umgebende Landschaft – lässt ihn monolithisch-imposant und zugleich doch auch leicht erscheinen. Große, das geometrische Formenspektrum fortführende Fensteröffnungen, denen schwarze Lamellen als Sonnenschutz vorgestellt sind, definieren die künftige Ausstellungshalle. Neben dieser beherbergt das Erdgeschoss weitere Galerien, einen Empfangsbereich sowie ein Café. Im Tiefgeschoss befinden sich Räume für Workshops und ein forschungszentrum, ihnen ist im Außenbereich ein kleines Amphitheater vorgelagert. Darüber hinaus umfasst die untere Gebäudeebene Büro-, Archiv- und Lagerräume.

Die ersten beiden Ausstellungen sollen Ende des Jahres parallel anlaufen. Eine beschäftigt sich mit Repräsentationsformen von Jerusalem als globaler Metropole und die zweite mit der Balfour-Deklaration von 1917, aus der sich der langjährige Konflikt entwickelte, der alles in der Region politisch werden lässt: auch die palästinensische Stickerei – wie eine weitere Ausstellung zeigen soll. (da)

Fotos: Iwan Baan


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