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25.04.2017
Schein und Ähnlichkeit
Projekt in Toronto von Adrian Phiffer
Manchmal kann der Name eines Projektes wirklich hilfreich sein, so etwa im Fall des Semblance House – eine Planung von Office of Adrian Phiffer aus Toronto für ein zweigeschossiges Wohnhaus irgendwo in der Suburbia der kanadischen Metropole. Würden die Architekten ihr Haus nicht explizit Semblance House nennen, würde man auf den ersten Blick nur mit Mühe erkennen, dass es ihnen um Schein und Ähnlichkeit geht. Die konzeptionelle Auseinandersetzung mit der Banalität der alltäglichen Wohnhausarchitektur kann in diesem Fall als Reduktion, Abstraktion und Überzeichnung gleichermaßen begriffen werden.
Vor dem Hintergrund der traurigen Realität des Gebauten, die sich vor einer eigentlich „großartigen Landschaft“ abspielt, geht es den Architekten um eine „Konversation mit einem Kontext“. Zumindest behaupten sie dies, wenn sie erläutern, dass das Haus „akzeptiert, lernt und die architektonische Sprache nachahmt“, um anschließend aufzuzählen, welche anonymen Elemente sich in den Entwurf eingeschrieben haben: „Einfache Öffnungen, ein Gesims, ein Schornstein, eine Regenrinne, nichts außerhalb der Norm.“
Offensichtlich geht es um ein interpretierendes Ausreizen von Referenzen, das die Architekten hier in einer harten Sichtbetonstruktur durchexerzieren; um ein Spiel mit architektonischen Codes – und nicht um funktionale Überlegungen. Beispielhaft sei in diesem Sinne auf die Zugangssituation hingewiesen. Zwei Türen hat das Haus. Beide führen direkt in den Küchen- und Essbereich, der zur Straße hin liegt. Eine Tür wird durch den massiven Einschnitt im Baukörper erreicht, der durch einen Vorhang – denken die Architekten hier an Messing? – abgeschlossen werden kann. Der zweite Zugang erfolgt von der gegenüberliegenden Seite des Hauses und hat eher den Charakter eines Hintereingangs. Eine einzelne Stütze und ein scharf gezeichnetes Dachgesims lassen hier eine modernistische Geste anklingen.
Man kann Bauherren und Architekten – die, wie sollte es anders sein, vor allem im Bereich Visualisierung arbeiten – nur wünschen, dass das Projekt realisiert wird, denn es wäre sicherlich lohnenswert, das gebaute Objekt nochmals auf sein architektonisches Potenzial zu befragen. (gh)
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