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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Hospiz_in_Kopenhagen_von_NORD_5029673.html

13.04.2017

Logik im Goldmantel

Hospiz in Kopenhagen von NORD


Zeitgemäßer Krankenhausbau ist längst mehr als nur Funktionalismus: Gesundheitsarchitektur soll vor allem aus heilenden Räumen bestehen. Der komplexe Gestaltungsvorgang unter dem Titel Evidence Based Design gibt sich trotzdem sehr naturwissenschaftlich. Jede Entwurfsentscheidung möchte durch Studien begründet werden. Als Teil eines großen, seit über hundert Jahren wachsenden Krankenhausareals zeigt das neue Hospiz in Kopenhagen von NORD architects (Kopenhagen), wie das Ergebnis eines solchen Ansatzes aussehen kann.

Bis 2020 soll die umfangreiche Erweiterung des Diakonissestiftelsen abgeschlossen sein. Neben dem langgestreckten, mehrflügligen Backsteingebäude aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert mit zahlreichen Erweiterungen entstand nun ein goldenes Gebäude mit geschwungenen Fassaden, einem gemütlichen Innenhof und einem großzügigen Dachgarten. Entgegen der Behauptung der Architekten bezieht sich der 2.230-Quadratmeter-Neubau wenig auf den Bestand – weder in seiner Materialität noch in seiner Form. Stattdessen folgt der Bau einer inneren Logik. Die Architekten betonen die enge Zusammenarbeit mit den Nutzern während des Entwurfsprozesses.

Die entstandene Struktur basiert zwar auf den Funktionsabläufen, wird aber durch aufgeweitete Korridore aufgelockert: Um den Innenhof herum entstehen Gemeinschaftsräume, deren runde Formen und hochwertige Materialien von den klinischen Aspekten ablenken. Ein helles, freundliches und strahlend goldenes Gebäude – trotzdem wirkt die Architektur ein wenig berechnet, wenn nicht gar berechnend. Dass in diese Berechnung auch psychologische Aspekte einfließen, wird nicht jeden beruhigen.

Die perfekte Atmosphäre zum Sterben? Zu Recht betont die Architektur durch entsprechende Räumlichkeiten gemeinschaftliche Aspekte. Gleichzeitig ist die sogenannte letzte Reise auch eine individuelle Angelegenheit. Die Bewertung der Architektur soll dem Patienten überlassen bleiben, denn sie hängt sicher auch von den sozialen Erfahrungen des Einzelnen ab. (dd)

Foto: Adam Mørk


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