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29.09.2016
Zeiten festhalten
Nieto Sobejano bauen Museo Sorolla in Madrid um
Architektur ist „raumgewordene Vergangenheit“, so hat Walter Benjamin das einmal formuliert. Dieser Gedanke ist so schön, tief und eingängig, dass er auch an dieser Stelle einmal wachgerufen werden kann. Nieto Sobejano Arquitectos (Berlin) zitieren Benjamin in ihrer Projektbeschreibung zur Erweiterung des Museo Sorolla in Madrid. Entgegen der Angewohnheit einiger Architekten, hochtrabende Theorien für das eigene Projekt zurechtzudehnen, passt das Benjamin-Zitat in diesem Fall. Ihr Entwurf für den Ausbau des Museums soll nämlich das ehemalige Wohnhaus von Joaquìn Sorolla als Gedenkstätte an den Künstler architektonisch erhalten. Gleichzeitig wollen Nieto Sobejano auch einen modernen Ausstellungsbetrieb garantieren. Für ihren Vorschlag, das Museo Sorolla nur behutsam umzuwandeln, erhielt das Berliner Büro vor kurzem den ersten Preis eines Wettbewerbs, den das spanische Ministerium für Bildung und Kultur für den Umbau des Museums ausgerufen hatte.
Das originale Wohnhaus von Joaquìn Sorolla aus der letzten Jahrhundertwende zeigt vor allem drei wichtige Elemente: den Dachgarten, den Innenhof und das Atelier. Diese drei charakteristischen Bestandteile planen Nieto Sobejano zu bestärken. Mit ihrem Anbau – ein Dachaufsatz auf das bestehende Ateliergebäude – entlasten sie das Wohnhaus, den Garten und die Terasse. Der verspielte Aufsatz mit seinen sechs einzelnen Satteldächern vergrößert und belichtet die Ausstellungsräume im ehemaligen Atelierbau. Ganz neu ist auch ein Konferenzraum, den Nieto Sobejano in der Aufstockung unterbringen. Wurde die gesamte Museumsanlage zuvor über das Wohnhaus erschlossen, ist sie nun vom Atelierhaus aus zugänglich, das von Nieto Sobejano mit einem repräsentativen Eingang bestücken wird.
Die Erscheinung des ehemaligen Wohnhauses versucht das Berliner Büro zu wahren. Nur minimal werden sie den Bau vom Architekten Enrique María Repullés verändern. Unter Einbehaltung des Stils und der Ornamentik wird das Gebäude restauriert und nur Details, etwa im Treppenhaus oder im Cafe- und Museumsshop umgewandelt. Den Anschluss an den Anbau versuchen die Architekten so unscheinbar wie möglich hinter Wänden und im Souterrain anzulegen. Für eine behindertengerechte Wegeführung zwischen Wohnhaus und umgebautem Atelierhaus orientierte sich das Berliner Büro zudem an architektonischen Skizzen Sorollas. Dieser, geboren 1863 und gestorben 1923, hatte die Zeichnungen damals für die Zuwege seiner Dienstboten angefertigt – andere Zeiten. (sj)
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