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09.06.2016
Scharoun vollenden
Sanierung der Johanneskirche in Bochum
Ein Gebäude des großen Baumeisters Hans Scharoun zu sanieren ist an sich schon keine leichte Bauaufgabe. Wenn es sich dann aber noch um die einzige, jemals von ihm gebaute Kirche handelt, kann bereits eine kleine Unachtsamkeit Ruf und Karriere ruinieren. Detlev Bruckhoff (bruckhoff keßler architekten, Bochum) und Andreas Gehrke (andreas gehrke architkten, Berlin) haben sich getraut. In einer Arbeitsgemeinschaft sanierten sie in siebenjähriger Bauzeit die Johanneskirche in Bochum.
Die evangelische Kirche wurde von 1965 bis 1967 von Hans Scharoun entworfen und von Gundolf Bockemühl gebaut. Scharouns Leidenschaft für den Kirchenbau ist – sicher aufgrund des Mangels an Realisierungen – wenig dokumentiert. Dabei entwarf der Architekt in seiner Schaffenszeit zahlreiche sakrale Bauwerke, auch sein erster überlieferter Entwurf war eine Kirche – Faktoren, die den Erwartungsdruck zusätzlich erhöhen.
Bruckhoff und Gehrke überzeugen. Die Qualität ihrer Arbeit liegt im Weiterdenken von Scharouns Ideen. Sie führen einerseits eine konventionelle, denkmalgereichte Sanierung durch, indem sie die Fenster restaurieren und den Erhalt der Oberflächen befördern. Andererseits vollenden sie einige Entwurfsideen Scharouns, die im Bau nicht umgesetzt wurden. Die Holztüren sind nun mit Metall belegt, das Dach der Kirche wurde durch ein Kupferdach ersetzt – ganz wie es der Meister wollte.
Für die aus konservatorischen Gründen notwendigen Bauelemente adaptieren die Architekten ebenfalls einige nicht realisierte Elemente des ursprünglichen Entwurfs, die sich Scharouns Skizzen entnehmen lassen: Die Glaswand, welche die zentrale Lichtwand vor Witterung schützen soll, ergibt sich aus einer Wand in den alten Zeichnungen, die damals aus budgetären Zwängen nicht realisiert werden konnte. Fortschreiben heißt dabei auch Zurückbauen – im Foyer wird beispielsweise aufgeräumt. Die Leuchten werden in die Decke eingelassen, was mehr der puristischen Ursprungsidee Scharouns entspricht, als es in der Realisierung der Fall war.
Dieser Grad an Sorgfalt begründet auch die siebenjährige Bauzeit, mit der die Sanierung nun fertiggestellt wurde. Ein anderer Aspekt ist das besondere Finanzierungsmodell. Die Baumaßnahmen wurden nämlich vollständig aus Spenden finanziert: Neben privaten Zuwendungen waren dies Mittel der Deutsche Stiftung Denkmalschutz und der Wüstenrot Stiftung sowie Gelder von Bund und Land. (df)
Fotos: Hans Jürgen Landes
Zum Thema:
Ein weiteres Projekt von Hans Scharoun wurde 2013 saniert: die Geschwister-Scholl-Schule in Lünen
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