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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Gerichtsgebaeude_von_KAAN_in_Amsterdam_4759127.html

07.06.2016

Lehre aus der Vergangenheit

Gerichtsgebäude von KAAN in Amsterdam


Das Rechtbank Amsterdam ist mit einer Belegschaft von 1.000 Mitarbeitern und 150.000 Fällen pro Jahr das größte und bedeutendste von den insgesamt elf Gerichten in den Niederlanden. Der derzeitige Gebäudekomplex genügt dem Landgericht Amsterdam in vielerlei Hinsicht nicht mehr den Ansprüchen an ein Gebäude mit dieser Funktion. Er soll nun wegen baulicher Mängel – Raumklima, Energie, Komfort – und repräsentativer Defizite zugunsten eines Neubaus von KAAN Architecten (Rotterdam) abgerissen werden.

Es ist bekannt: Die Justiz ist eine öffentliche Angelegenheit. Und Gerichtsgebäude haben eine repräsentative Funktion, die es gilt, baulich zu übersetzen. Im zeitgenössischen Bauen greift der Architekt häufig zu einer transparenten Gebäudehülle, die Einsicht und Zugänglichkeit suggeriert. Was generell Usus zu sein scheint, basiert in diesem Fall aber auch auf den Lehren aus der Vergangenheit. De Bunker, das berüchtigte Gerichtsgebäude im Westen Amsterdams, welches ebenfalls der Bauherrin, dem Landgericht Amsterdam untersteht, macht seinem Namen als schwer bewachtes Gerichtsgebäude alle Ehre.

Das neue Gerichtsgebäude von KAAN Architecten präsentiert sich dazu als  Gegenpol. Entwurfsprämisse war ein offenes, ansehnliches und zugängliches Gebäude. Mit immensen Fenstern im Erdgeschoss, einem öffentlichen Hof und zahlreichen Gärten konzipieren die Architekten den Plan des Gebäudes als eine Erweiterung des öffentlichen Stadtraumes. Eine zentraler Gerichtssaal für Fälle, die eine große Öffentlichkeit interessieren, befindet sich im Erdgeschoss des neuen Gebäudes.

Aber wie lässt sich die Forderung nach Transparenz, die dem Nutzungsprogramm inhärent ist, erreichen und gleichzeitig die Zurschaustellung seiner Nutzer vermeiden? Besucher finden im Gebäude gleichermaßen geschützte, blickdichte Bereiche. Richter und Beamte bewegen sich auf eigens für sie abgetrennten Routen. Bei der Sicherheit werden auch keine Abstriche gemacht. Sie ist allerdings nicht so explizit Teil der Ästhetik des Gebäudes, wie das beim Hochsicherheitsgericht De Bunker der Fall ist.


Das Gebäude soll 2020 fertiggestellt werden. (df)

Visualisierungen: Beauty & The Bit


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