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11.03.2016
Man lebt nur zweimal
Ken Adam in London verstorben
Wenn Spiegel, Gala und Bild den Tod eines Architekten vermelden, ist dieser weit über Fachkreise hinaus bekannt. In diesem Fall mehr als das: Den Tod vom „James Bond-Designer“ betrauert ganz Hollywood. „Sir Ken Adam – ein Freund, ein Visionär und ein Mann, der den Look der „James Bond“-Filme definiert hat“, twitterte gestern Abend niemand geringeres als Sir Roger Moore.
Ken Adam wollte kein Architekt sein. Der Mann mit der schwarzen Brille und den schneeweißen Haaren sah in der Architektur stets nur eine Basis für gutes Filmdesign und fand den klassischen Beruf des Architekten äußerst langweilig. Adam war aber auch ein Kind seiner Zeit. Nachdem die jüdische Familie 1933 vor den Nazis aus Deutschland nach Großbritannien flüchten musste, begann Adam (damals noch Klaus Hugo Adam) mit 17 Jahren sein Studium an der Londoner Bartlett School of Architecture. Kaum drei Jahre später brach er sein Studium ab und zog als Flieger der Royal Airforce in den Zweiten Weltkrieg. Erst danach begann der heimgekehrte Abenteurer seine Arbeit als Zeichner beim Film. „Kulissen sind natürlich etwas ganz anderes als gebaute Architektur. Denn man entwirft sie nicht für Menschen, die in ihnen wohnen, sondern einzig für die Kamera“, definierte Adam seine Arbeit einmal in einem Interview.
Insgesamt sieben „James Bond“-Filme hat der 1921 in Berlin geborene Filmarchitekt und Setdesigner ausgestattet, darunter Moonraker, Der Spion, der mich liebte und Man lebt nur zweimal. Für Stanley Kubricks Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben entwarf Adam den legendären War Room, außerdem gestaltete er auch das Horrorschloss der Addams Family. Mit den monumentalen Bauwerken, die Ken Adam für Bösewichter wie Dr. No, Goldfinger und Karl Stromberg entworfen hat, ist der deutsch-britische Filmarchitekt berühmt geworden. Für die Ausstattung der Filme Barry Lyndon und King George – Ein Königreich für mehr Verstand gewann Adam jeweils einen Oscar. Lässig lehnen die zwei goldenen Figuren an der Wand in seinem Londoner Atelier.
Dass sein Leben interessanter gewesen sein soll als die meisten Filme, die er designt hat, wie es James-Bond-Schauspieler Roger Moore einmal sagte, glaubt man sofort. Er galt als beeindruckende Persönlichkeit, wurde auch als „Frank Lloyd Wright des Décor Noir“ bezeichnet. Die Deutsche Kinemathek in Berlin widmete dem Szenenbildner vor zwei Jahren die große Ausstellung „Bigger than Life. Ken Adam‘s Film Design“ – sein Archiv hatte Adam bereits 2012 an die Deutsche Kinemathek übergeben.
„Die meisten Räume, die man ‚draußen' findet, sind rechteckige Schachteln, die keine interessante Kameraperspektive ermöglichen und in denen sich das Licht ständig ändert“, hat Adam einmal gesagt. „Im Studio ist man Gott. Alles lässt sich bauen, und es wird nur dunkel, wenn man es wünscht.“ Am gestrigen Donnerstag ist Ken Adam in London gestorben – er wurde am 5. Februar 2016 stolze 95 Jahre alt. (jk)
Zum Thema:
Ken Adam über James Bond, Pannen am Set und seine Jugend in Berlin im Interview bei Designlines
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