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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Forschungszentrum_in_Luebeck_von_hammeskrause_4701688.html

07.03.2016

Glatte Hülle, komplexe Mitte

Forschungszentrum in Lübeck von hammeskrause


Metabolismus, dieser Begriff ist im Architektenkopf fest mit kühnen Modulbauten aus Japan verknüpft, mit den organisch anwachsenden Megastrukturen der Sechziger- und Siebzigerjahre. Die Stilbezeichnung für diese visionäre Architektur ist eigentlich einer Terminologie aus der Biochemie entlehnt, deswegen hat sich das Wort auch in den Namen des neuen Forschungszentrums der Universität Lübeck geschlichen: „Center of Brain, Behavior and Metabolism“, kurz CBBM, heißt es.

Das neue Gebäude von hammeskrause (Stuttgart) ist jedoch recht weit von den metabolistischen Betonzellengewächsen eines Kisho Kurokawa entfernt. Der quaderförmige Bau ist klar strukturiert, aus der verglasten Front treten konstruktive Elemente hervor, horizontale Fassadenbänder betonen kräftig die Etagengliederung. Eher eine geglättete Interpretation der funktionalistischen Bürohausarchitektur aus den Sechzigern legt das Stuttgarter Büro hier vor, des Iduna-Hochhauses in Münster von Friedrich Wilhelm Kraemer (1961) etwa.

Von außen wirkt das CBBM strikter als es dann innen ist. Hammeskrause haben einen komplexen, offenen Kommunikationsraum in die Gebäudemitte gelegt. Er schließt sich aus zwei Atrien zusammen, die von Galerien gerahmt werden. Eine breite Freitreppe – mehr Sitzanlage als Stiege – mündet in einen die beiden Lichthöfe verbindenden Steg. Geteilt wird diese offene Gebäudemitte von einem hängenden Riegel über dem Steg, aus dem einzelne kubenförmige Besprechungsräume wie offene Schubladen hervorragen. Die umliegenden Büros und Labors sind alle zu den Atrien verglast und auf diese Weise visuell mit ihnen verbunden. Auf über 5.400 Quadratmetern arbeiten 320 Wissenschaftler in Laborclustern, Seminarräumen und auch im multifunktionalen Foyer.

Das Gebäude des „Center of Brain, Behavior and Metabolism“ wird in Zukunft mit einem weiteren Forschungsbau verbunden werden, der unter anderem über das Foyer im Erdgeschoss zu erreichen sein wird. Zu dem bestehenden Hirnzentrum, wie die Architekten ihren Neubau auch nennen, wird sich dann ein Entzündungszentrum gesellen – hammeskrause werden auch diesen Neubau entwerfen. Der Name dieser geplanten Forschungseinreichtung ruft übrigens weniger wuchernde Architektur-Phantasien wach als das CBBM: „Biomedizinische Forschung“ wird das Zentrum schlicht heißen. (sj)

Fotos: Werner Huthmacher


Zum Thema:

Weitere Laborgebäude auch in der Baunetzwoche#342: Unterm Mikroskop


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