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16.12.2015
Perfekte Welt: Julian Faulhaber
Bücher im BauNetz
Realität oder Fiktion? Wer nicht weiß, dass Julian Faulhaber als Fotograf arbeitet, könnte zunächst annehmen, seine perfekten Bilderwelten seien am Computer entstanden – als Prototypen einer besseren Gegenwart. Diese glatten und glänzenden Oberflächen, die sich in wohldurchdachten, komponierten Ausschnitten zu verfremdeten Alltagsbildern zusammensetzen, müssen doch gerendert und gephotoshopt sein. Sind sie aber nicht, was im Grunde auch wiederum ein wenig enttäuschend ist. Doch der Berliner Fotograf spielt mit seiner Serie „LDPE“, die soeben als Buch erschienen ist, auf etwas ganz anderes an als auf die wunderbaren Möglichkeiten der 3-D-Programme. Indem er nur einen Rohbau zeigt, stelle er Architektur „einen Schritt von dem eigentlichen Ideal entfernt“ dar, erklärt der 40-Jährige. „Man sieht nicht das Perfekte, sondern betrachtet das Rohe, das Davor.“
Dass ausgerechnet das Rohe viel perfekter und sauberer aussieht als das Benutzte, stellt die Nutzung an sich in Frage. „LDPE“ steht als Abkürzung für den Kunststoff Low Density Polyethylen. Die Fotos, die von 2003 bis 2012 entstanden, zeigen in den meisten Fällen Innenräume wie Fabriken, Tankstellen, Restaurants oder eine Sporthalle, in denen der Kunststoff verbaut wurde. Es sind verlassene Orte, die dennoch hell leuchten. Faulhabers Bildsprache erinnert dabei stark an die Modellfotografien von Thomas Demand, auf denen ebenfalls stets alle Hinweise auf Leben fehlen. Keine Menschen oder Autos, keine Schriftzüge, keine Werbung. Mit einem kurzen Text und vielen Bildern ist das Buch zur Serie „LDPE“ ein perfektes Geschenk, das man sich auch selbst schenken darf. (jk)
Julian Faulhaber: LDPE
Trademark Publishing, 2015
Hardcover, Leineneinband, 80 Seiten
38 Euro
www.trademarkpublishing.de
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