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12.01.2016
Sonnenspirale aus Beton
Ferienhaus in Miami Beach
Von Norman Kietzmann
Wenn sich ein New Yorker Gastronom von einem Schweizer Architekten in Miami Beach ein Ferienhaus errichten lässt, sind durchaus ungewöhnliche Dinge zu erwarten. Von außen zeigt sich der unscheinbare Bungalow aus den Dreißigerjahren noch bedeckt, den der in Luzern geborene Architekt Christian Wassmann renovierte. Dafür überrascht der Blick in den Garten, wo der Wahl-New Yorker einen freistehenden Neubau realisierte, der den Namen Sun Path House nicht ohne Grund trägt. „Das Konzept basiert auf einem Sonnenstand-Diagramm des längsten Tages des Jahres in Miami. Ich dachte, es wäre spannend, wenn ich als Schweizer diese präzise Kurve nehmen und in ein Gebäude extrudieren würde“, beschreibt der 41jährige seinen Entwurf für das Sun Path House.
Das Sonnendiagramm wurde von ihm in eine Spirale aus Beton übersetzt, die in einem Winkel von 11,25 Grad aus dem Lot geneigt ist. Diese Struktur ragt aus dem Erdboden empor und durchbohrt einen gläsernen Kubus, der erhöht über dem Boden schwebt. Christian Wassmann schlug damit gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Er vollzieht eine klare Trennung zwischen neuer und vorhandener Bausubstanz. Gleichzeitig wird so nur eine geringe Fläche des eher kleinen Gartens abgeschnitten. Das dritte Plus: Unterhalb des auskragenden Volumens entstand eine schattige, ebenerdige Zone, die als Essbereich und kommunikatives Zentrum des neuen Wohnensembles dient.
Über eine Treppe im Zentrum der Betonspirale geht es hinauf in den gläsernen Kubus, der das Schlaf- und Badezimmer beherbergt. Die bodentiefe Fenster öffnen den Open Space zu seiner grünen Umgebung. Anstelle von Vorhängen sorgt Wein für Privatsphäre, der an vertikal gespannten Metalldrähten an der Außenfassade emporrankt. Dieser natürliche Sichtschutz wird ebenso mit der Brüstung des Sonnendecks aufgegriffen. Die Geometrie der Betonspirale ist an diesem Ort besonders gut zu erkennen, an dem sich Ausblicke über die Wipfel der umliegenden Palmen öffnen. Christian Wassmann nutzt den Schwung der kurvigen Betonmauer, um einen runden Whirlpool aus ihr herauswachsen zu lassen. Eine Gruppe von Acapulco-Sonnenstühlen aus den Fünfziger jahren vervollständigt das Feriengefühl und gibt – ganz ohne Retro-Ambitionen – ein klares Bekenntnis zur Moderne.
Fotos: Todd Eberle, Casey Kelbaug
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