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29.09.2015
Grüner Vorhang in Lyon
Erweiterung einer Transformatorenhalle
Es gibt den griechischen Vorhang, den italienischen, den französischen und selbst den Wagnervorhang. Ein Bambus-Vorhang ist bislang noch nicht in den Kanon dieser Theaterrequisiten aufgenommen worden. Rue Royale Architectes aus Lyon aber haben ihn jüngst für ihr Erweiterungsprojekt entdeckt. Die etwas dröge Funktionsarchitektur einer Transformatorenhalle in Lyon, die sie vorfanden, verschleiern sie kurzerhand mit dem Gewächs.
Die Halle steht im Stadtteil Confluence. In den frühen Neunzigern gebaut, wurde sie zunächst auf Ödland errichtet, und es schien nicht von ästhetischem Belang zu sein, dass sie aus einem neun Meter hohen Betonplattenbau bestand. Mittlerweile aber wurde die Gegend revitalisiert, Wohnblocks und Geschäftshäuser drängen sich nun um die Transformatorenhalle.
Rue Royales Architectes haben den Bau aus den Neunzigern mit seinen zwei Transformatoren renoviert und um eine Fläche von 1.300 Quadratmetern erweitert, auf der ein zusätzlicher Transformator und eine Verteilerstation untergebracht sind. Die Architekten wählten zunächst den einfachen Weg der Adaption: In gleicher Höhe schlossen sie den neuen Abschnitt für den Transformator an den Betonbestand an. Seine zwei zylindrisch gewölbten Dachabschlüsse griffen sie auch für ihr Hallendach auf. Die niedrige Verteilerhalle hingegen schlossen sie dem Zylinderdrilling mit einem Flachdach als pavillonartige Einheit an.
Der Erweiterungsbau ist mit einem schwarz gefärbten Stahl ummantelt, den die Architekten in Teilen auch um den Bestand legten und so Alt- und Neubau visuell verbinden konnten. Zusätzlich aber haben die Architekten eine Art Mauer aus Maschendrahtkörben um das Ensemble errichtet. Bis zu neun Meter hoch sind diese Körbe gestapelt, die unregelmäßig mit dunklem Kalkstein, mit Pflanzen oder gar nicht gefüllt sind.
Nun kommt das Wichtigste: Zwischen Bau und Korbmauer ließen die Architekten an drei Seiten der Transformatorenhalle Bambus pflanzen. Die in Lyon eher exotische Pflanze besitzt die Eigenschaft, in die Höhe zu wachsen, und wird so auf Dauer die Sicht auf das Gebäude überwuchern. So grün, wie dieses Projekt des Büros außen ist, ist es im Übrigen auch innen: Aluminiumgerahmte Fenster mit Dreifachverglasung, ein Energie gewinnendes Ventilationssystem und ein Regenwassertank sind in den Bau integriert. (sj)
Fotos: Erick Saillet
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