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02.10.2015

Vittorio Magnago Lampugnani: Radikal normal

Bücher im BauNetz


Von Jeanette Kunsmann

Die Postmoderne beschreibt er als eine „unerträglich grinsende Grimasse“, die Monotonie in der Architektur wird in seinen Texten zum Gespenst und Schönheit zu einer „lebensnotwendigen Dimension“. Vittorio Magnago Lampugnani schreibt in seinem Buch „Radikal normal. Positionen zur Architektur der Stadt“ nicht als Architekturhistoriker oder -kritiker, sondern als direkt Betroffener: als Architekt.

Der 1951 in Rom geborene heutige ETH-Professor fordert eine „neue Einfachheit“, eine „nachdenkliche Avantgarde“ und „einfühlige Utopien“, um nur drei Kapitelüberschriften zu nennen. 30 Texte hat er nun in einer Publikation gesammelt, da diese in den letzten zwanzig Jahren bis jetzt unabhängig voneinander entstanden sind, bleiben inhaltliche Wiederholungen nicht aus. Das Gute an so einer Sammlung: Man kann sie immer wieder zur Hand nehmen und auch mal nur einzelne Beiträge lesen. Mit seinen Texten will Lampugnani zum Nachdenken anregen und einen Diskurs auslösen – genauso wie es gute Architektur auch tun sollte.

Lampugnani hat seine Essays nicht chronologisch, sondern in drei Themenschwerpunkte gegliedert. In dem ersten Teil „Eine unaufgeregte Moderne“ nimmt der ehemalige Domus-Herausgeber die Architekturgeschichte unter die Lupe, vergleicht die verschiedenen Haltungen und fordert – fast etwas ratgeberhaft, aber durchaus berechtigt – in sieben Punkten eine neue Architektur. Er sieht Architektur stets in ihren wirtschaftlichen Zusammenhängen und meint, würde man die Standardanforderungen senken, könnte man auch sparsamer bauen. Der Text dazu stammt aus dem Jahr 1994 und ist 2015 so erstaunlich aktuell, dass man annehmen könnte, es habe sich im Grunde seitdem nichts verändert.

In den beiden folgenden Teilen „Erinnerung und Nachhaltigkeit“ und „Zeitgemäßer Städtebau“ bezieht sich der Autor auf einen größeren Maßstab und setzt die Architektur in einen städtischen Zusammenhang. Hier findet sich unter anderem die Geschichte des städtischen Blocks. Bei dieser Typologie empfindet Lampugnani die Vielfalt der Formen und Räume so „verblüffend wie ersprießlich“. Vielfalt ist für Vittorio Lampugnani sowieso immer wieder ein wichtiges Kriterium. Auch das wird bleiben.

Radikal normal
Positionen zur Architektur der Stadt
Vittorio Magnago Lampugnani
Hatje Cantz, 2015
Hardcover, 280 Seiten
29,80 Euro


Zum Thema:

www.hatjecantz.de


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