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12.08.2015
Zuflucht zwischen Pflanzen
Maggie’s erhält Baugenehmigung in Leeds
Zwei Monate nach Veröffentlichung der ersten Bilder erhielt Heatherwick Studio (London) nun die Baugenehmigung für ein Krebshilfezentrum der Maggie’s-Stiftung in Leeds.
Die Maggie’s Zentren sind ein Netzwerk von Wohltätigkeitseinrichtungen, in denen Krebspatienten und deren Familien praktische und emotionale Hilfe angeboten wird. Die derzeitig 18 über das Vereinigte Königreich verteilten Zentren sind allesamt von renommierten Architekten entworfen worden – Norman Foster, Rem Koolhaas, Richard Rogers oder Snøhetta, um nur einige zu nennen. Wie das finanziell für eine Wohltätigkeitsorganisation funktioniert? Die fünf Millionen Pfund, die für Heatherwicks Bau – eines der größten Zentren – nötig sind, finanziert die Stiftung ausschließlich über Spenden.
Laura Lee, Geschäftsführerin von Maggie’s, wünschte sich eine positive Umgebung, eine moralisch aufbauende, ruhige Architektur – keine leichte Bauaufgabe. Sie birgt die Gefahr bei Form- und Materialentscheidungen in die Falle einer klischeehaften, esoterischen Ästhetik des „Geborgenseins“ zu treten. Was wirkt freundlich? Wo fühlt man sich geborgen?
Balston Agius (Devizes), die Landschaftsarchitekten des Zentrums, setzen „physischen und psychologischen Schutz“ leichtfertig in eine Gleichung. Das beruhigende Gefühl, welches – so wiederum Heatherwick – die Präsenz von Pflanzen auslöst, wird für die Architekten zur Triebkraft des Entwurfes. In enger Zusammenarbeit mit den Landschaftsarchitekten konzipieren sie das Zentrum daher als ein „ganzes Gebäude aus einem Garten“. Ein Arrangement hochskalierter, unterschiedlich großer Pflanzenkübel, die auf dem Grundstück allseitig in Pflanzen eingebettet sind, setzt diesen Gedanken formal um.
Die einzelnen Bauvolumen beherbergen privatere Räume für Beratung (psychologische Unterstützung, Rat zu Sozialleistungen, Ernährungsworkshops) oder für Seminare (Entspannungs- und Stress-Management, Kunsttherapie, Tai Chi und Yoga) und umfassen öffentlichere Erschließungsräume.
Aus der phänomenologischen Perspektive einer gelebten Räumlichkeit betrachtet, wirken Räume als Summe von eigener Befindlichkeit und ihren objektiv beschreibbaren, atmosphärischen Qualitäten. Folglich überschätzt man die Macht des Architekten, durch die Manipulation der Atmosphäre eines Raumes das Gemüt seiner Bewohner beeinflussen zu können.
Heatherwick Studio bietet mit dem Entwurf ein sensibles Angebot – Laura Lee ist zufrieden. Bleibt abzuwarten, wie die Räume von ihren Besuchern „erlebt“ werden. (df)
Zum Thema:
Es gibt Gebäude, die krank machen. Ob Räume auch eine heilsame Wirkung haben können, wird jetzt erforscht: Download der Baunetzwoche#404 „Healing Architecture“
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