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20.03.2015
Wilde Wände
Museum von Thomas Phifer bei New York
Corning, das ist eine Kleinstadt im Bundesstaat New York, aber auch der Name eines Glasherstellers, der unter anderem fast alle Smartphones mit einer kratzfesten Oberfläche ausstattet. Naheliegend also, dass sich das Traditionsunternehmen dem Material auch in einem kulturellen Sinne verbunden fühlt. Auf dem Betriebsgelände am Rande von Corning entstand darum schon vor über 50 Jahren ein Glasmuseum, das nun vom New Yorker Architekten Thomas Phifer um einen Flügel erweitert wurde.
Das neue Gebäude beherbergt auf über 9.000 Quadratmetern die zeitgenössische Kunst- und Designsammlung, in der selbstverständlich nur Objekte aus Glas zu sehen sind. Dieser enge Fokus kommt auch in Phifers Architektur zum Ausdruck. Seine scharfkantige Box ist mit weißem Milchglas verkleidet und wirkt wie eine Antithese zu den geschwungenen Formen eines von Gunnar Birkerts gestalteten Flügels von 1980. Auf dessen amöbenhafte Form antwortet Phifer mit strenger Geometrie.
Überhaupt erscheint das Museums-Ensemble mit seinen meist gläsernen Gebäuden ein wenig wie sein eigenes Ausstellungsstück. Neben dem ursprünglichen Bau im schlanken International Style des New Yorker Paradearchitekten Wallace K. Harrison gibt es noch ein luftiges Besucherzentrum von Smith-Miller + Hawkinson und eine Bibliothek in einem Bestandsbau ebenfalls von Harrison. Neben dem neuen Flügel verwandelte Phifer außerdem eine historische Fabrikhalle in das sogenannte Glass Studio. Über 500 Zuschauer können dort bei der Produktion zusehen.
Wie schon bei seinem Bezirksgericht in Dallas behält sich Phifer seine eigentliche Überraschung für den Innenraum vor. Hinter der geraden Fassade verstecken sich nämlich doch wild geschwungene Wände, die, frei eingestellt, den riesigen Einraum in fünf kleinere Galerien verwandeln. Umlaufend entsteht so eine Galerie, die der Erschließung dient, die aber auch einfach zum Lustwandeln genutzt werden darf. (sb)
Fotos: Iwan Baan
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