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06.01.2015
Gelehrte im Glashaus
Barkow Leibingers Fellows Pavilion in Berlin
Der Fellows Pavilion ist ein Kleinod. Inmitten eines parkartigen Gartens am Ufer des Berliner Wannsees, umgeben von Villen der Jahrhundertwende, haben Barkow Leibinger Architekten Ende 2014 für die Stipendiaten der American Academy einen gläsernen Rückzugsort gebaut.
Georg Kolbes Skulptur „Verkündigung“ von 1937 blickt auf den Bau und erinnert an ein ähnliches Arrangement: Mies van der Rohes Barcelona-Pavillon von 1925, in dessen Atrium ebenfalls ein Kolbe stand. Den Pavillon für die Fellows hat das Berliner Büro nun aber nicht mit Naturstein, sondern mit einer weißen Stahlkonstruktion ausgestattet. Podestartig erhöht liegt das gläserne Innere frei in der äußeren Hülle. Die gesamte stählerne Bodenkonstruktion ist mit Eichenplanken verkleidet, der Übergang zwischen der äußeren, umlaufenden Veranda und dem präzise konstruierten Innenraum ist fließend.
Barkow Leibinger greifen beim Fellows Pavilion auf die Ästhetik der klassischen Moderne - Transparenz, freier Grundriss, nach außen gelegte Konstruktion, Eames’sches Mobiliar – zurück. Doch zugleich brechen sie das Dogma des Kubischen wieder auf: Ein zweifach gefaltetes Dach, oder präziser: eine Form mit „zwei hyperbolischen Paraboloiden aus zweidimensional zueinander versetzten und gedrehten Geraden“, so die genaue Beschreibung des Architektenduos, schwebt über dem Bau. Eine sphärisch-sanfte Adaption des Walmdaches historischer Villen, wie sie in diesem bürgerlichen Viertel am Wannsee den Fellows Pavilion umgeben.
In seiner ökonomischen Organisation erinnert die Glaskonstruktion an klösterliche Bescheidenheit: Auf seine lediglich 85 Quadratmeter verteilen sich eine Küche und sieben Studierzellen. Den Stipendiaten der Akademie – seit ihres Bestehens 1994 zählten Größen wie Jonathan Frantzen, Jenny Holzer oder Arthur Miller dazu – stehen sieben Quadratmeter zur Verfügung. Metallregale und Schubfächer sind in die Arbeitsräume integriert.
Isoliert arbeiten wie ein Eremit, das versteht sich auch hinsichtlich des Energieverbrauchs: Der Pavillon ist dreifach verglast, Fußboden und Wand werden von einer Wärmepumpe beheizt, Boden und Dachkonstruktion sind gut gedämmt.
Architektonische Genügsamkeit – auf diese Formel ließe sich der Fellows Pavilion runterbrechen. In Berlin bewegen sich Barkow Leibinger gerade also gekonnt zwischen den Extremen, denn neben diesem Kleinstprojekt planen sie mit dem Estrel-Tower aktuell ja auch das größte Gebäude der Stadt. (sj)
Fotos: Stefan Müller, Simon Menges
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