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05.12.2014

Idylle unter Spannung

Galerieneubau von Triptyque in Sao Paolo


Es glitzert nicht, es hat keinen Zaun, und es strahlt nachts nicht in verschiedenen Farben. Vielmehr erinnert es an ein Kartenhaus, das sich der Schwerkraft widersetzt. Für einen Galerie-Neubau in einer „schicken Gegend“ São Paulos eher untypisch. Aber dem französisch-brasilianischen Büro Triptyque ging es nicht darum, einen weiteren Standardbau zu errichten. Die Architekten wählten edlen Marmor, setzen diesen in Kontrast mit Glas und Beton und wollten damit die Grenzen zwischen Festigkeit und Zerbrechlichkeit ausloten – eine unter Spannung geratene Idylle.

Groenlândia heißt das Gebäude – so wie die Straße, in der es steht – und tatsächlich erinnern die vielschichtigen Formen und Materialien an aneinander stoßende Eisflächen in der Arktis. Die in etwa neun Metern Höhe schwebende Betonscheibe kragt gefährlich weit über der durchgehenden Glaswand und dem darunter liegenden Marmorrumpf aus. Dabei ruht diese Betonkonstruktion im Inneren des Gebäudes auf einem starken Pfeiler, um den herum die Treppe gelegt ist. Diese führt auf die großflächige Terrasse mit einem „großartigen Ausblick“.

Die Fassade im unteren Teil des Gebäudes besteht aus einzelnen hellen Marmorblöcken mit einem feinen blau-grünen Adergeflecht. In die Fensteröffnungen sind ebenfalls Marmorplatten eingesetzt: eine weitere rhetorische Frage zum Thema Erdanziehung. Drei der Gebäudeecken schneiden die Architekten heraus und platzieren an dieser Schnittstelle als atmosphärisches Wohlfühlelement kleine Bassins mit Papyrusstauden.

In dieser sonst so hermetischen wohlhabenden Gegend kommt das Gebäude ganz ohne eine Absperrung aus. Die Verbindung von der privaten Architektur und der öffentlichen Umgebung ist Triptyque, wie bei allen anderen Projekten auch, wichtig gewesen. (pg)

Fotos: Pedro Kok


Zum Thema:

Das edle Gestein in der Baunetzwoche#375 „Marmor: das große Comeback“


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