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16.10.2014

Missing Link

Restaurant von PPAG in Wien


Das Steirereck im Wiener Stadtpark ist eine bekannte Adresse: 2013 hat das Restaurant der Familie Reitbauer seinen zweiten Michelin-Stern bekommen. Hier werde „Essen zum Nachdenken“ serviert, schreibt der Gault Millau Österreich über den Familienbetrieb, der auf „einer ominösen Liste der weltbesten Restaurants ein paar Plätze hinauf geklettert ist und sich dort jetzt unter den ersten zehn befindet“. Den erwarteten dritten Stern haben die Reitbauers vom Guide Michelin in diesem Jahr dann doch nicht bekommen. Dafür aber eine Erweiterung in den Park.

Das Wiener Büro PPAG Architects hat hier vier pavillonartige Anbauten mit spiegelnden Metallfassaden an die ehemalige Milchtrinkhalle im Stadtpark gebaut, in die das Steirereck 2005 gezogen ist. Mit ihrem Vorschlag für einen „missing link“ hatten Anna Popelka und Georg Poduschka 2012 den Wettbewerb gewonnen. „Bei der Konzeption des neuen Gastraums sind wir vom einzelnen Tisch ausgegangen“, erläutern die Architekten. „Anstelle der ehemaligen Terrasse zum Kinderpark gibt es nun ein System von fingerartig verzweigten Pavillons, das sich aus einer präzisen Anordnung der Tische heraus entwickelt. Jeder Tisch liegt an der Fassade und hat vielfältige Blickbeziehungen nach außen und zu den anderen Tischen.“

Konstruktiv bestehen die Pavillons aus einzelnen Bausteinen aus Industrieholz, die jedem Tisch eine Art schützenden Rücken geben sollen – die Architekten sprechen von einem „Zuhause für einen Abend“. Elektrisch betriebene Hebefenster und eine „wie mit Tau beschlagene, leicht reflektierende Metallfassade“ soll die Nähe zum Park optisch verstärken, gleichzeitig geben diese Elemente dem Gast das Gefühl, draußen im Drinnen zu sitzen. Sitzstufen verbinden die Pavillons mit dem Park, auf dem Dach wurde ein Kräutergarten angelegt, und der Weg zum Eingang führt über eine der Schluchten.

Auch den bestehenden, denkmalgeschützten Gastraum haben PPAG umgebaut: Gebogene, zum Teil drehbare Metallpaneele holen das Fassadenmaterial der Pavillons auch hier in den Innenraum und erzeugen je nach Bedarf verschieden große und proportionierte Räume. Und die Decke schwebt wie ein kopfüber hängendes Höhenschichtenmodell über den Gästen.

Die eigentliche Küche wurde unter die Erde verlegt. Unter den Pavillons befindet sich die Küchenerweiterung mit Abwäsche, Topfspüle, Vorbereitungsküche, Patisserie, Wäscherei und Laborküche, „trotz ihrer Lage hell und zum Teil über Solatubes tagesbelichtet“, wie die Architekten versichern. Nicht nur die Gäste, auch die Köche sollen sich wohlfühlen – schließlich entstehen hier die feinen Köstlichkeiten, die dem Steirereck bald auch den dritten Stern bringen sollen. (jk)

Fotos: Helmut Pierer


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