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02.10.2014
Überhöhte Ecke
Trias-Hochhaus in Leipzig von Schulz und Schulz
„Entwicklung einer dynamischen Großstadt“, „Architektur von Metropolen“ oder „Internationale Großstadtarchitektur“: Die Leipziger Architekten schulz & schulz wussten ausweislich dieser Stichworte ziemlich genau, wohin sie wollten, als sie das „Trias-Hochhaus“ am Martin-Luther-Ring in Leipzig entwarfen. Der Griff in die Baugeschichte der heroischen Moderne ist an dieser Stelle nur folgerichtig: Das Grundstück liegt an der Schnittstelle zwischen der Leipziger Innenstadt und der Ringstraße. Es ist dreieckig, schließt an das wuchtige Stadthaus direkt an und läuft mit einer „spitzen Ecke“ zum Ring hin aus. Seit einer Kriegszerstörung war es eine Brache.
Nun steht hier der Büroturm, der an die Dynamik eines Erich Mendelsohn ebenso erinnert wie an die überhöhten Eckperspektiven eines Flatiron Building in Manhattan oder eines Chilehauses in Hamburg. Die Architekten beziehen sich im Besonderen auf das Edificio Carrión an der Gran Via in Madrid aus dem Jahr 1933, „das als Sinnbild für eine prägnante Großstadtarchitektur Pate stand“.
Andere Vorbilder lagen buchstäblich näher: Der damalige Leipziger Stadtbaurat Hubert Ritter hatte erstmals 1927 die Idee einer „Ringcity“ entwickelt. Wesentlicher Bestandteil dieses Konzepts war die Errichtung einzelner Turmhäuser, die als „städtebaulich wertvolle Haltepunkte einzelne Abschnitte des Rings wirkungsvoll abschließen“ sollten. Der Maßstab der Neubauten sollte „den gesteigerten Geschwindigkeiten des Verkehrs, dem weiteren Denken und Fühlen der Menschen entsprechen“.
Mit dem Trias-Turm wollten schulz & schulz nun einen „wirkungsvollen Haltepunkt“ im Sinne von Hubert Ritter schaffen. „Gestalterisches Mittel ist das dynamische Abbild eines markanten Geschäftshauses auf spitz zulaufendem Grundstück, das die historische Ringfassade ‚aufbricht‘ und in die Innenstadt überleitet“, erläutern sie.
Doch auch die Nachbarn Neues Rathaus und Stadthaus beeinflussten den Turm: „Die dominierenden Gesims- und Traufhöhen der Altbauten werden aufgenommen und finden in der plastischen Fassadengestaltung des Neubaus Entsprechung.“
Damit die gewünschte großstädtische Dynamik sich einstellen kann, haben die Architekten die Ecke des Blocks gegenüber der Nachbarbebauung um drei Geschosse überhöht und damit „eine markante Adresse sowie architektonische Eigenständigkeit entlang der ‚Ringfassade‘ erzeugt.“ Das Trias-Hochhaus ist im Juni fertig geworden.
Fotos: Roland Halbe, Stuttgart (4); Frank Hellwig, Kassel (Modell)
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