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02.09.2014
Kathedrale für Roskilde
Müllverbrennungsanlage von Egeraat
Roskilde in Dänemark hat ein Rockfestival, eine Unesco-Welterbe-Kathedrale und nun auch noch eine markante Müllverbrennungsanlage – die ihr Architekt Erick van Egeraat (Rotterdam) ungerührt in einem Atemzug mit der ehrwürdigen Kirche nennt. Heute wurde das thermische Heizkraftwerk an der Autobahn eingeweiht. Der Entwurf ist aus einem Wettbewerb im Jahre 2008 hervorgegangen.
Tatsächlich erinnert das expressive Bauwerk an eine abstrahierte Kathedrale der Müllverbrennung. Das Erscheinungsbild wird allerdings weder durch Sandstein noch durch Sichtbeton – wie etwa bei Gottfried Böhm – geprägt, sondern durch eine äußere Fassade aus umbrafarbenen Aluminiumpaneelen. Diese sind unregelmäßig durchlöchert.
Nachts sorgt eine programmierte Hinterleuchtung dieser Fassade für die Metaphorik eines „sanft glimmendes Leuchtfeuers“ (Egeraat) – „als Symbol für die Energieerzeugung des Kraftwerks“. Mehrmals pro Stunde wird aus einem Lichtfunken ein loderndes Feuer, welches das gesamte Gebäude beleuchtet. „Wenn dieses Feuer aufhört, verfällt das Gebäude wieder in den Zustand der glimmenden Glut“, erläutert der Architekt seinen Feuerzauber an der Autobahn A21.
Wichtig für diesen Effekt ist, dass nur das Licht und nicht die Lichtquellen sichtbar sind. Das wird erreicht, indem das Licht von der inneren Fassade reflektiert wird und somit durch die kreisrunden Löcher in der äußeren Fassadenhaut sichtbar ist.
Die Silhouette des neuen Müllkraftwerks soll, seinem Architekten zufolge, einen „historischen Kommentar“ zu seiner städtebaulichen Situation abgeben: Der niedrige Teil ähnelt den Spitzdächern der umgebenden Fabriken, während der „beeindruckende“ 97-Meter-Turm das moderne Gegenstück zu Roskildes wichtigstem Baudenkmal, eben der Kathedrale, sein soll. „Die Doppelturmfront der Kathedrale aus warmem Sandstein und Ziegeln und das neue, glühende Kraftwerk sind nun gemeinsam zum Hüter der ansonsten unauffälligen Stadt in der Landschaft des Skagerrak geworden. Ja, ich bin stolz darauf!“ (-tze)
Fotos: Tim van de Velde
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