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22.05.2014

Krumbachs schräge Wartehüsle

Bus-Stops in Vorarlberg von Smiljan Radic, Sou Fujimoto und Wang Shu


Weltklasse-Architektur kombiniert mit regionalem Handwerk: Im Vorarlberger Ort Krumbach haben sieben internationale Architekturbüros sieben höchst ausgefallene Bushaltestellen gebaut. Doch nicht nur die rund Tausend Einwohner der Gemeinde sollen sich daran freuen. Architekturliebhaber aus aller Welt sind eingeladen, hier ein-, aus- oder umzusteigen. Anfang Mai wurden die „Wartehüsle“ des Projekts „BUS:STOPs“ eingeweiht.

Abfahrt Bahnhof Bregenz. Etwa 45 Minuten lang geht es mit der Postbuslinie 25 von der Südspitze des Bodensees aus der aufsteigenden Sonne entgegen, ehe man die kleine Gemeinde Krumbach erreicht. Hier und da verstreut liegen Wohnhäuser, Bauernhöfe, Wirtshäuser. Ringsum zeichnen Wald, Wiesen und Felder das Bild eines Vorarlberger Landidylls. Und doch, ganz so traditionell wie es klingt, soll es hier nicht sein. Sieben internationale Architekturbüros lud der Verein Kultur Krumbach im vergangenen Jahr ein, in seiner Gemeinde eben so viele neue Bushaltestellenhäuschen von weltoffener Gestalt zu errichten. Ihnen zur Seite standen dabei jeweils ein regionales Architekturbüro sowie zwanzig lokale Handwerksbetriebe.

Haltestelle Zwing

Bei der Ankunft in Krumbach begegnet man dem zuerst fertig gestellten Wartehäuschen an der Busstation Zwing. Nicht weit von der Bauart einer typischen Haltestelle entfernt, hat hier Smiljan Radic aus Chile den Bezug zur Bregenzerwälder Stube gesucht. Eine Box aus Glas, eine Kassettendecke aus schwarzem Beton und innen drei Holzstühle, wie man sie aus den Stuben der Bauernhöfe kennt. Der Blick nach außen wendet sich unweigerlich dem angrenzenden Nadelwald zu, während der Blick von außen besonders aufs schräg geschnittenen Vogelhaus am Dach des reduzierten Pavillons fällt. Partner bei der Umsetzung war das Büro Bernardo Bader Architekten aus Dornbirn.

Unterkrumbach Süd
Das belgische Büro dvvt – Jan De Vylder, Inge Vinck und Jo Taillieu nutzte seine Heimreise vom Salone del Mobile 2013 für einen Zwischenstopp in Vorarlberg. Eine spitzwinklige Plattenformation – ein wenig einer ums Eck aufgestellten Zeltplane gleich – bildet die Hülle ihrer abstrakt gehaltenen Busstation Unterkrumbach Süd, die der Architekt Thomas Mennel von MeMux aus Schwarzenberg umgesetzt hat.

Unterkrumbach Nord
Gleich gegenüber steht die Haltestelle Unterkrumbach Nord, entworfen von Antón García-Abril und Débora Mesa des spanischen Ensamble Studios. Und sofort wird klar, dass der Besuch eines Sägewerks sie zur Form des Gebäudes inspiriert haben muss. Unbehandeltes, in lange Scheiben geschnittenes Eichenholz stapeln sie wie in den Trockenlagern der Holzwerkstätten zur einer Höhle auf quadratischer Grundform. Die Seite zur Straße halten sie offen. An der Rückseite befindet sich ein kleines Fensterloch, und auch zwischen den Spalten ergeben sich immer wieder spielerische Ausblicke auf die umliegende Natur. Ihren Entwurf  haben Dietrich Untertrifaller Architekten (Bregenz/Wien) umgesetzt.

Haltestelle Bränden
An der südlichen Ortsausfahrt begegnet man dem markantesten Bau der BUS:STOPs. Sou Fujimoto geht dabei vielleicht nicht gerade auf die Möglichkeit von Regenwetter ein, wohl aber auf die stets gute Aussicht und die Beobachtung vorbeieilender Waldbewohner. Seine dicht angeordneten, weißen Stahlstangen sollen nicht nur den Wald selbst nachbilden, sondern auch einen Dialog mit der umliegenden Natur eingehen. Über eine gewundene Treppe gelangt man in die Krone der Haltestelle und hat von da aus einen besonderen Ausblick auf Ort und Natur. Die Partner des Japaners bei der Realisierung waren Bechter Zaffignani Architekten aus Bregenz.

Oberkrumbach
Ein paar hundert Meter zurück und noch einmal in Krumbachs westlichen Teil, begegnet man dem Entwurf des russischen Architekten Alexander Brodsky. Einen simplen und doch in der Form besonders proportionierten Turm setzt er ins Tal zwischen mehreren von Einfamilienhäusern besiedelten Hügel. Der Turm ist zu allen Seiten  geöffnet und erweckt mit seinen kleinen Fenstern im oberen Teil den Anschein eines zweiten Stockwerks. Dank Bank und Tisch im Inneren bietet er die Gelegenheit einer gemütlichen, aber nicht unbedingt windgeschützten Rast. Hugo Dworzak von der Architekturwerkstatt Lustenau half dem Russen bei der Umsetzung der – wie dieser es nennt – „typischen Krumbacher Bushaltestelle“.

Kressbad am Tennisplatz
Tatsächlich über zwei Etagen erstreckt sich das Wartehäuschen der Norweger Sami Rintala, Dagur Eggertsson und Vibeke Jenssen. Ihre Station Kressbad befindet sich direkt am Tennisplatz des Ortes. Damit bot es sich an, ihr Gebäude im Erdgeschoss zur Straße hin und im Obergeschoss zum Spielfeld hin zu öffnen und dem ganzen einen sozialen Zweitnutzen zu geben: Da der Bus in einem Dorf wie Krumbach eben nicht im Zehnminutentakt kommt, lassen sich in der Zwischenzeit vielleicht ein paar Matchbälle beobachten. Das zweite Stockwerk haben die Architekten wie einen gespiegelten Bau auf die Kante des unteren nach hinten verschoben. Man erreicht es über ein  zur Rückseite parallel verlaufenden Treppenaufgang. Bei der Realisierung des mit Holzschindeln verkleideten Baus standen ihnen die Architekten von Baumschlager Hutter Partners aus Dornbirn zur Seite.

Haltestelle Glatzegg
An der westlichen Ortausfahrt schließlich gelingt den chinesischen Architekten Wang Shu und Lu Wenyu, die Natur in besonderer Art zu rahmen. Ihr überdachter Holzbau am Glatzegg läuft zur Rückseite schmal zusammen und konzentriert so den Blick auf das tiefer liegende Umland. Fast skulptural wirkt die Anordnung des schief aufgesetzten Daches und die verspielten Details seiner Konstruktion. Architekt Hermann Kaufmann aus Schwarzach war Partner vor Ort.  (Markus Hieke)

Fotos:
Adolf Bereuter/ BUS:STOP Krumbach

Noch bis zum 2. August sind Entstehungsprozess und Modelle des Projektes im Vorarlberger Architekturinstitut in Dornbirn ausgestellt. Die Ausstellung „BUS:STOP Krumbach“ wird vom 17. September bis 6. Oktober im Architekturzentrum Wien gezeigt.


Zum Thema:

www.kulturkrumbach.at

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Rintala Eggertsson Jenssen Architecture mit Baumschlager Hutter Partners

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Sou Fujimoto mit Bechter Zaffignani Architekten

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dvvt mit MeMux

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Ensamble Studio mit Dietrich Untertrifaller Architekten

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