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22.04.2014
Berlin: Rote Lofts am Gleisbett
Robertneun über das Wohnen am Lokdepot
Von der Bahnbrache zur Bebauung war es ein langer Weg für die Architekten Nils Buschmann und Tom Friedrich von Robertneun (Berlin). Im März konnten die ersten drei von insgesamt 16 Häusern „Am Lokdepot” westlich der Monumentenstraße in Berlin-Schöneberg fertig gestellt werden. Das Projekt unter der Bauherrschaft der UTB Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH und in Zusammenarbeit mit den Landschaftsplanern von Atelier Loidl bestellt ein 28.000 Quadratmeter großes Grundstück, auf dem eigentlich ein Supermarkt entstehen sollte. Tom Friedrich erklärt, warum man kein Architekturfreak sein muss, um das Fabrikwohnen in Robertneuns „kräftigem Rohbau“ zu lieben.
Zwischen der ersten Studie für das brachliegende Bahngrundstück zwischen Gleisdreieck und Südkreuz – mit der ihr im Jahr 2006 beauftragt wurdet – bis zur Fertigstellung der ersten drei von 16 Häusern im März 2014 liegen acht Jahre. Was waren die größten Herausforderungen und Hindernisse?
Die größte Herausforderung war es, Baurecht zu erlangen. Auf dem ehemaligen Bahngrundstück lag ein Bebauungsplanentwurf für Gewerbenutzungen vor, der noch nicht rechtskräftig war. Diesen umzuplanen und statt einer Gewerbe- eine Wohnnutzung vorzusehen, hat etwas gedauert. Auch politisch gab es Schwierigkeiten: Zunächst gab es keine beschlussfähige Mehrheit für diese Art der Bebauung in der Bezirksverordneten-Versammlung von Tempelhof-Schöneberg.
Vom gefärbtem Sichtbeton bis zu feuerwehrroten Geländern, Balkonen und Loggien ist das Haus komplett rot. Warum?
Zum einen gab es die Idee des „atmosphärischen Städtebaus“: das „Vorgefundene“ aufnehmen und weiterbauen. Mit der Farbe beziehen wir uns auf das Vorgefundene: die Lokdepothallen mit dem roten Klinker, den großen Holztoren, den verrosteten Bahngleisen, den Stelconplatten etc. Dies haben wir aufgenommen und auf das Projekt übertragen. Zum zweiten wollten wir ein zusammenhängendes Stück Stadt bauen, nicht einfach 17 unterschiedliche Häuser nebeneinander stellen. Das Rot ist das Gemeinsame aller Häuser: ein Stück Stadt aus 17 Häusern.
Ist damit auch der industrielle Charme in den Innenräumen gemeint? Wie gefallen den Bewohnern die Stahlskelettstruktur, die offen verlegten Lüftungsanlagen und die silbernen Rohre an der Decke?
Es gab die Idee des „Fabrikwohnens“: ein kräftiger Rohbau mit einer prägenden Räumlichkeit. Durch diesen „kräftigen“ Rohbau sollten nachhaltig aneignungsfähige Gebäude entstehen. Die tatsächlichen Wohnräume sollten durch einen „eingestellten“ Ausbau entstehen. In diesem Sinne lag es nahe, die Oberflächennatur zu belassen und z.B. die Haustechnikleitungen nicht in abgehängten Decken verschwinden zu lassen. Die Resonanz war unterschiedlich. Etwa die Hälfte der zukünftigen Bewohner hat sich für den rohen Charakter entschieden, die andere Hälfte hat den Beton teilweise oder ganz weiß gespachtelt. Das sollte jedem selbst überlassen sein.
Eine Besonderheit des Projekts ist, dass ihr damit drei Haustypen für drei unterschiedliche Wohnformen schafft.
Es ging darum, in einem bestimmten Rahmen eine Mischung von Häusern bzw. daraus resultierende Wohnformen zu schaffen. Die drei Haustypen S, M und L beruhen auf den Parzellenbreiten von 7, 14 und 21 Metern. Dies erzeugt die gewünschte Varianz und Vielfalt und war der Ausgangspunkt der Planung.
Was ist die Qualität der jeweiligen Formate S, M und L?
Die Typen generieren unterschiedliche Häuser, und daraus resultieren unterschiedliche Grundrisse. Der L-Typ ist ein eher klassischer Zwei- bis Dreispänner, der sich in seiner Größenordnung am Berliner Mietshaus orientiert. Allerdings mit der Besonderheit des anderthalbgeschossigen Raumes, des „Gewächshauses“. Dieser 4,50 Meter hohe Raum prägt, definiert und strukturiert als zentrales Element den Grundriss. Der M-Typ ist räumlich eher einfach – er ist als ein loftmäßiger, freier Grundriss über je eine Etage geplant, mit einer 14 Meter breiten Fensterfront zu beiden Seiten. Die Wohnungen sind direkt mit einem „Lastenfahrstuhl“ und über ein außenliegendes Feuerwehrtreppenhaus erreichbar. Bisher sind zwei L- und ein M-Typ realisiert, der erste S-Typ wird gerade gebaut. Als Maisonettetyp geplant, erlaubt er das Wohnen über mehrere Etagen.
Drei von 16 geplanten Häusern sind fertig gestellt, warum baut ihr nur sieben davon? Wie geht ihr damit um, dass ein Generalplaner den Rest ausführt?
Generell gibt es keine Garantien, dass man bei solch einem großen Projekt alles plant. Immerhin haben wir 7 von 16 Häusern geplant, inklusive der städtebaulichen Gesamtplanung. Natürlich hoffen wir, daß die städtebaulichen Vorgaben der weiteren Entwicklung standhalten.
Das Gespräch führte Luise Rellensmann
Zwischen der ersten Studie für das brachliegende Bahngrundstück zwischen Gleisdreieck und Südkreuz – mit der ihr im Jahr 2006 beauftragt wurdet – bis zur Fertigstellung der ersten drei von 16 Häusern im März 2014 liegen acht Jahre. Was waren die größten Herausforderungen und Hindernisse?
Die größte Herausforderung war es, Baurecht zu erlangen. Auf dem ehemaligen Bahngrundstück lag ein Bebauungsplanentwurf für Gewerbenutzungen vor, der noch nicht rechtskräftig war. Diesen umzuplanen und statt einer Gewerbe- eine Wohnnutzung vorzusehen, hat etwas gedauert. Auch politisch gab es Schwierigkeiten: Zunächst gab es keine beschlussfähige Mehrheit für diese Art der Bebauung in der Bezirksverordneten-Versammlung von Tempelhof-Schöneberg.
Vom gefärbtem Sichtbeton bis zu feuerwehrroten Geländern, Balkonen und Loggien ist das Haus komplett rot. Warum?
Zum einen gab es die Idee des „atmosphärischen Städtebaus“: das „Vorgefundene“ aufnehmen und weiterbauen. Mit der Farbe beziehen wir uns auf das Vorgefundene: die Lokdepothallen mit dem roten Klinker, den großen Holztoren, den verrosteten Bahngleisen, den Stelconplatten etc. Dies haben wir aufgenommen und auf das Projekt übertragen. Zum zweiten wollten wir ein zusammenhängendes Stück Stadt bauen, nicht einfach 17 unterschiedliche Häuser nebeneinander stellen. Das Rot ist das Gemeinsame aller Häuser: ein Stück Stadt aus 17 Häusern.
Ist damit auch der industrielle Charme in den Innenräumen gemeint? Wie gefallen den Bewohnern die Stahlskelettstruktur, die offen verlegten Lüftungsanlagen und die silbernen Rohre an der Decke?
Es gab die Idee des „Fabrikwohnens“: ein kräftiger Rohbau mit einer prägenden Räumlichkeit. Durch diesen „kräftigen“ Rohbau sollten nachhaltig aneignungsfähige Gebäude entstehen. Die tatsächlichen Wohnräume sollten durch einen „eingestellten“ Ausbau entstehen. In diesem Sinne lag es nahe, die Oberflächennatur zu belassen und z.B. die Haustechnikleitungen nicht in abgehängten Decken verschwinden zu lassen. Die Resonanz war unterschiedlich. Etwa die Hälfte der zukünftigen Bewohner hat sich für den rohen Charakter entschieden, die andere Hälfte hat den Beton teilweise oder ganz weiß gespachtelt. Das sollte jedem selbst überlassen sein.
Eine Besonderheit des Projekts ist, dass ihr damit drei Haustypen für drei unterschiedliche Wohnformen schafft.
Es ging darum, in einem bestimmten Rahmen eine Mischung von Häusern bzw. daraus resultierende Wohnformen zu schaffen. Die drei Haustypen S, M und L beruhen auf den Parzellenbreiten von 7, 14 und 21 Metern. Dies erzeugt die gewünschte Varianz und Vielfalt und war der Ausgangspunkt der Planung.
Was ist die Qualität der jeweiligen Formate S, M und L?
Die Typen generieren unterschiedliche Häuser, und daraus resultieren unterschiedliche Grundrisse. Der L-Typ ist ein eher klassischer Zwei- bis Dreispänner, der sich in seiner Größenordnung am Berliner Mietshaus orientiert. Allerdings mit der Besonderheit des anderthalbgeschossigen Raumes, des „Gewächshauses“. Dieser 4,50 Meter hohe Raum prägt, definiert und strukturiert als zentrales Element den Grundriss. Der M-Typ ist räumlich eher einfach – er ist als ein loftmäßiger, freier Grundriss über je eine Etage geplant, mit einer 14 Meter breiten Fensterfront zu beiden Seiten. Die Wohnungen sind direkt mit einem „Lastenfahrstuhl“ und über ein außenliegendes Feuerwehrtreppenhaus erreichbar. Bisher sind zwei L- und ein M-Typ realisiert, der erste S-Typ wird gerade gebaut. Als Maisonettetyp geplant, erlaubt er das Wohnen über mehrere Etagen.
Drei von 16 geplanten Häusern sind fertig gestellt, warum baut ihr nur sieben davon? Wie geht ihr damit um, dass ein Generalplaner den Rest ausführt?
Generell gibt es keine Garantien, dass man bei solch einem großen Projekt alles plant. Immerhin haben wir 7 von 16 Häusern geplant, inklusive der städtebaulichen Gesamtplanung. Natürlich hoffen wir, daß die städtebaulichen Vorgaben der weiteren Entwicklung standhalten.
Das Gespräch führte Luise Rellensmann
Zum Thema:
Mehr zum Wohnen am Lokdepot auch in der Zeitschrift Bauwelt
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Zu den Baunetz Architekt*innen:
Atelier Loidl Landschaftsarchitekten
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