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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Buerogebaeude_von_Shigeru_Ban_in_Zuerich_3246379.html

11.07.2013

Holzbau ohne Nägel und Schrauben

Bürogebäude von Shigeru Ban in Zürich


Normalerweise äugt die europäische Architektenszene mit neidischem Blick nach Japan: auf die experimentellen Bauten, die angeblich nur dort genehmigungsfähig sind. Shigeru Ban hat nun in der Schweiz einen fünfgeschossigen Bürobau aus Holz realisiert, den er in Japan so niemals hätte bauen können. Technisch sowie nach japanischem Baurecht wäre die Holzkonstruktion mit Glasfassade dort nicht denkbar gewesen. Gestern wurde der Neubau für die Tamedia-Mediengruppe im Züricher Quartier Aussersihl eingeweiht.

„In einer Umgebung aus Holz fühlt man sich einfach gut, das geht einem in Stahl und Beton nicht immer so“, erklärt der Architekt im Interview mit dem Schweizer Tagesanzeiger seine Materialentscheidung. „Dieser Holzbau ist übrigens sehr typisch für die Schweiz. So hätte ich in Frankreich oder Japan nie bauen können.“

Der 50 Millionen Schweizer Franken teure Neubau ist Shigeru Bans erstes realisiertes Gebäude in der Schweiz. Er ist in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizer Holzbauer Hermann Blumer entstanden, der zuvor auch schon an der Planung des Centre Pompidou in Metz beteiligt war. In Biel soll Ban demnächst das neue Headquarter für den Schweizer Uhrenkonzern Swatch bauen.

Über 2.000 Kubikmeter Fichtenholz aus der Steiermark wurden in dem knapp 9.000 Quadratmeter großen Bürohaus verbaut. Die Holzkonstruktion kommt dabei wie die japanische Zimmermannskunst ganz ohne Schrauben, Nägel und Leim aus. Durch eine Verzahnung der tragenden Holzbauelemente hält die Konstruktion zusammen, die nicht ganz so filigran ausgeführt wurde, wie sie hätte sein können. Grund dafür sind die hohen Brandschutzanforderungen. Alle Träger und Stützen sind so großzügig dimensioniert, dass der tragende Kern im Brandfall nicht beschädigt wird – lediglich die äußere Schicht verkohlt.

Der Neubau passt sich an die benachbarte Blockrandbebaung in der Werdstraße an. In seinem ersten Entwurf hatte Ban ein für die Umgebung übliches steiles, dreieckiges Dach vorgesehen. Doch der Neubau wäre zu hoch geworden, deshalb hat der Architekt aus dem Spitz- in ein Runddach gemacht.

Der offene Zwischenraum im ersten Geschoss ist für Shigeru Ban der angenehmste Ort in dem Medienhaus. Die Doppelfassade soll als Klimapuffer und natürliches Ventilationssystem wirken und den Bedarf an künstlichen Lüftungssystemen reduzieren. Wenn immer möglich, versuche er klimatisierte Räume zu meiden, sagt er. „Ein gegen außen offener Raum gibt ein ganz anderes Gefühl für die Umgebung.“

Fotos © Didier Boy de La Tour/ Tamedia


Zum Thema:

Shigeru Ban im Gespäch auf www.designlines.de
Mehr über Holz in der Baunetzwoche#162 „Biegen statt Brechen –Digitaler Holzbau“ und über das Centre Pompidou in Metz im Baunetz Wissen.


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