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30.04.2013
Abstrakte Kantigkeit
Museum von Ricciotti in Marseille
Sonne, Wind und Wolken, das schnell wechselnde Wetter oder die Gischt des Meeres, das hier auch erstaunlich rau sein kann: Alles, was Marseille von seinen lieblicheren Nachbarorten unterscheidet, hat der Architekt Rudy Ricciotti (Bandol) anscheinend auch in seinem neuen Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeerraums eingefangen.
Um so bemerkenswerter ist es, dass man davon zunächst gar nichts sieht. Das Museum steht massiv am alten Hafen, direkt neben dem alten Fort Saint Jean. Und in seiner ungeschliffenen und abstrakten Kantigkeit nimmt es Abstand von all den üblichen gestalterischen Metaphern, die Architekten in Meeresnähe gerne auffahren. Keine Segel, Dünen oder ähnliches will der Bau evozieren. Höchstens noch erinnert seine Fassade aus hochfestem Beton ein wenig an Fischernetze, aber auch das könnte Zufall sein.
Denn wie sehr es beim Museum um Erfahrbarkeit geht, wird erst im Inneren klar. Die Fassade erzeugt hier schnell wechselnde Licht- und Schattenspiele, die das Wetter draußen noch zusätzlich verstärken. Und das Meer erhält mit seinen Reflexionen unmittelbar Einlass ins Gebäude. Dass das Museum auch innerhalb des Marseiller Stadtgefüges klug positioniert ist, versteht sich da fast von selbst. Öffentliche Rampen führen entlang der Fassaden aufs Dach ins offene Café. Und von dort nicht nur weiter ins alte Fort mit seinen zwei weiteren Ausstellungsräumen, sondern auch ins benachbarte Viertel Panier.
Das Museum ist also nicht nur eine Metapher für die vielen Facetten Marseilles, sondern könnte dank dieser Wegeführung auch zu einem unmittelbaren Teil des städtischen Alltags werden – wenn es im Juni offiziell eröffnet wird.
Fotos: Lisa Ricciotti
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