Die sozialistische Republik Jugoslawien (1945-1992) saß in vielerlei Hinsicht „zwischen den Stühlen“: als blockfreier Staat während des Kalten Kriegs einerseits, vor allem aber als neues Staatsgebilde für viele verschiedene Kulturen und Völker und irgendwo zwischen historischer Kontinuität und klarem Bruch mit der (eigenen) Vergangenheit. Dieses Buch nähert sich den baulichen Hinterlassenschaften dieses Staates – den Neustadt-Planungen von Neu-Belgrad oder Kenzo Tanges Umgestaltung von Skopje ebenso wie einzelne Gebäude oder die berühmten Denkmäler von Bogdanović, Bakić oder Radović.

Trotz der hervorragenden Fotos von Wolfgang Thaler bleibt „Modernism In-between“ zum Glück nicht an der Ruinenromantik eines verschwundenen Staates und seiner Zukunftseuphorie hängen. Unter der Prämisse des Dazwischen-Seins werden die vielfältigen architektonischen und historischen Bezüge – manche nach Osten, manche nach Westen – wie unter einer Lupe sichtbar, gerade auch in den vielen hier glücklicherweise aufgeführten Projekten, die nicht realisiert wurden. Den Autoren gelingt ein ebenso umfassender wie tiefgründiger Blick auf die Widersprüche und die enorme kreative Vielfalt des Bauens im sozialistischen Jugoslawien. Und trotz (oder gerade wegen?) einiger durchaus kontroverser Thesen ist „Modernism In-between“ damit sicher eines der besten und tiefgründigsten unter den vielen Büchern, die sich derzeit mit dem angesagten Thema der „Ost-Moderne“ auseinandersetzen. (Florian Heilmeyer)

Modernism In-between
The Mediatory Architectures of Socialist Yugoslavia
Wolfgang Thaler, Maroje Mrduljaš, Vladimir Kulić
Jovis Verlag, 2012
Hardcover, Englisch, 272 Seiten
mit ca. 304 farbigen und s/w-Abbildungen
29,80 Euro

www.jovis.de

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