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24.08.2007
Mythos Hyparschale
Zum Tode des ostdeutschen Baumeisters Ulrich Müther
Der Bauingenieur Ulrich Müther ist am 21. Augst 2007 in seinem Geburtsort Binz auf Rügen im Alter von 73 Jahren gestorben. Müther prägte wie kaum ein anderer die Architektur der DDR durch zahlreiche von ihm entworfene, originelle Betonschalenkonstruktionen.
Der gelernte Zimmermann studierte an der TU Dresden im Fernstudium Bauingenieurwesen. Seine Diplomarbeit handelte von hyperbolischen Paraboloiden, also zweifach gekrümmten Flächentragwerken, die er fortan unter der Bezeichnung „Hyparschalen“ zu seiner Lebensaufgabe machen sollte.
Als Inhaber des elterlichen Baugeschäfts (ab 1972: VEB Spezialbau Rügen) setzte er diese Technologie zur Materialersparnis ein und schuf so (jeweils in Zusammenarbeit mit Architekten) einige der spektakulärsten Bau-Konstruktionen in der DDR, darunter das Restaurant „Inselparadies“ in Baabe auf Rügen (1966), den „Teepott“ in Warnemünde (1967–1968), die Hyparschale im Rotehornpark in Magdeburg (1969; leer stehend) und die Großgaststätte „Ahornblatt“ in Berlin (1972–1973; 2000 abgerissen). Besonders populär: das Strandwärterhäuschen in Binz auf Rügen (1968), das an ein Science-Fiction-Raumschiff erinnert.
Müthers technologisches Know-How wurde sogar zum Exportschlager; so baute er in den achtziger Jahren im Nahen Osten, in Finnland und in Wolfsburg. Der Legende nach bestand das Honorar für die Planung und Ausführung des Wolfsburger Planetariums in 10.000 VW Golf, die in die DDR importiert wurden.
Der als einzelgängerisch geltende Ulrich Müther bezeichnete sich stets als „Landbaumeister aus Rügen“ und kümmerte sich nach der „Wende“ um die Erhaltung der Bäderarchitektur auf der Ferieninsel.
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