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15.03.2007
Nicht verhandelbar
Moneo zeigt neue Pläne für Kongresszentrum Zürich – mit Kommentar der Redaktion
Am 14. März 2007 hat die Zürich-Forum AG als Bauherr überarbeitete Pläne von Rafael Moneo für das geplante Neue Zürcher Kongresszentrum vorgestellt. Moneo hatte einen entsprechenden Wettbewerb gewonnen (siehe BauNetz-Meldung vom 2. Mai 2006).
Neu an dem jetzt vorgestellten Entwurf ist eine klare Hinwendung zum See mit verschiedenen öffentlich zugänglichen Restaurants und Terrassen, ein vielfältiges Raumangebot mit Bankettsälen und Auditorien, ein luftiges Foyer für die Tonhalle und einer Verbindung auf die andere Seite der Claridenstraße, wo neben dem Hotel öffentliche Nutzungen und weitere Kongressräumlichkeiten untergebracht sind.
Die Zürcher Baustadträtin Kathrin Martelli, die in Personalunion auch Verwaltungspräsidentin der Zürich-Forum AG ist, zeigte sich erfreut über die Weiterentwicklung: „Rafael Moneo hat bewiesen, dass sich dieser Ort ausgezeichnet für ein Kongresszentrum eignet. Es wird ein äußerst attraktiver Ort für Gäste aus aller Welt und die Zürcher. Damit wird das Projekt dem großen öffentlichen Interesse gerecht, ein neues Kongresszentrum an diesem und keinem anderen Standort zu bauen.“
Kommentar der Redaktion
Die auffällige Festlegung der Baustadträtin auf genau diesen Standort ist nicht ohne Hintersinn: Die Gegner des Projekts sind nämlich der Meinung, in Zürich gebe es auch andere geeignete Standorte für ein internationales Kongresszentrum.
Wie kann man eigentlich gegen dieses Projekt sein? Verbindet es doch „Spitzenarchitektur mit einer Top-Lage am See“ (Zürich-Forum AG)? Tatsächlich ist ja an dem überarbeiteten Moneo-Entwurrf nichts auszusetzen; ausweislich der Renderings würde das Kongresszentrum eine sehenswürdige, dem Ort angemessene Architektur.
Der kleine Pferdefuß dabei: An diesem Ort steht bereits eine „Spitzenarchitektur“, nämlich das Kongresshaus von 1939 (siehe BauNetz-Meldung vom 5. April 2006) der Architekten Häfeli Moser Steiger. Am 29. März wird in Zürich eine große Ausstellung über diese bedeutenden Architekten eröffnet (siehe BauNetz-Meldung vom 14. März 2007), die um 1930 die internationale Moderne in die Schweiz getragen haben und deren Kongresshaus ein epochaler Bau von Gesamtschweizer Bedeutung ist. Beim Kongresshaus hatten die Architekten die schörkellose Neue Sachlichkeit bereits hinter sich gelassen und nehmen in vielerlei Hinsicht die fünfziger Jahre vorweg.
Überall im Haus finden sich Gestaltungselemente, mit denen die Architekten die moderne Strenge aufgelockert haben, um den Bau den Leuten nahe zu bringen: gebogene Geländer, Holzraster an Emporen, geschwungene Treppen, ornamentale Lampen, Bodenplatten im Vestibül, die vom strengen Quadrat zu floralen Mustern wechseln, oder Sgraffito an den Wänden – gezielt eingesetztes Schweizer Kunsthandwerk.
Fazit des Zürcher „Stadtwanderers“ und „Hochparterre“-Gründers, Benedikt Loderer: „Das Kongresshaus ist Spitzenarchitektur von nationaler Bedeutung. Sein Abbruch ist nicht verhandelbar.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Moneo wird auf einem anderen Grundstück, zum Beispiel auf dem Kasernenareal oder dem Stadtraum am Hauptbahnof, ebenfalls „Spitzenarchitektur“ beweisen können. Das Grundstück am See ist dafür tabu, weil es bereits besetzt ist.
Benedikt Hotze
Nachtrag:
Im Juni 2008 wandte sich in einer Volksabstimmung eine Mehrheit gegen den Moneo-Bau. Damit bleibt das alte Kongresshaus erhalten.
Zum Thema:
Gegner des Abrisses: www.prokongresshaus.ch
Bauherren des Neubaus: www.zuerichforum.ch
Kommentare:
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