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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Egeraat_stellt_ueberarbeiteten_Entwurf_fuer_Leipziger_Augustusplatz_vor_26718.html

15.03.2007

Netzgewölbe

Egeraat stellt überarbeiteten Entwurf für Leipziger Augustusplatz vor


Am 16. März 2007 wird an der Universität Leipzig eine Ausstellung mit dem Titel „Kontrapunkte - Hendrik Petrus Berlage und Erick van Egeraat“ eröffnet. Die Schau befasst sich mit den Leipziger Bauten zweier niederländischer Architekten: Berlages „Niederländische Haus“ und Erick van Egeraats Neubau des Hauptgebäudes der Leipziger Uni am Augustusplatz.

In diesem Zusammenhang stellt das Büro Erick van Egeraat associated architects (EEA, Rotterdam) neue Pläne und Visualisierungen vor, die den „endgültigen“ – so der Pressetext – Stand der Planungen zeigen und insbesondere die Behandlung der Innenräume des Baus zeigen. EEA hatte im März 2004 den entsprechenden Wettbewerb gewonnen (BauNetz-Meldung). Der Bau nimmt die Formen historischer Vorgängerbauten am Ort, der Universitätskirche St. Pauli und des Augusteums, beide 1968 gesprengt, auf. Der Entwurf hat in der Vergangenheit bereits für lebhafte Diskussionen gesorgt. Ein deutliches Zeichen setzte das Rektorat der Leipziger Universität, das geschlossen zurücktrat, nachdem die sächsische Landesregierung für eine historisierende Lösung plädiert hatte (BauNetz-Meldung).

Der Entwurf für das insgesamt knapp 24.000 Quadratmeter große Gebäude gliedert sich in drei Teile: den Bereich des ehemaligen Augusteums bzw. des Hauptgebäudes, den inhaltlich damit verbundenen Bereich der ehemaligen Pauliner Universitätskirche bzw. „Paulineraula“ und dem Café Felsche. Die Pläne sehen einen polymorphen Baukörper vor, der durch vertikale Fensterlisenen gegliedert ist und sich an historischen Fluchten orientiert. In seinem Zentrum wird die ehemalige Kirche in der Fassade abstrakt nachgeformt. Dahinter verbirgt sich die 9.600 Quadratmeter große Paulineraula mit Andachtsraum.

Das Hauptgebäude soll das neue Gesicht der Universität am Augustusplatz darstellen und die bauliche Wiedereinbindung des Campus in die Stadtstruktur herstellen. Für Leipzig typische Motive wie Passagen und Lichthöfe vernetzen das Gebäude mit der Innenstadt. Mit einem großen Foyer im Hauptgebäude wird ein öffentlicher Raum geschaffen, der den Bürgern als Ort der Erinnerung und als Schnittstelle zum universitären Leben zur Verfügung stehen soll.
Die Fassaden des Ensembles referieren an die Baustile der Umgebung und Geschichte: die Neorenaissance des Augsteum, die Gotik und Neugotik der Kirche St. Pauli und den Klassizismus des Café Felsche. Als Material wird Schiefer, Sandstein, klares und bedrucktes Glas in wechselnden Anteilen kombiniert.

Die größte Überraschung an den neuen Plänen stellen die Visualierungen der Paulineraula dar: Hier sehen EEA den Neubau eines gotisierenden Netzgewölbes vor. Zu Gestaltung der Aula schreiben die Architekten selbst: „Im Innern der Aula wir die ursprüngliche Atmosphäre mit einer angepassten Gewölbestruktur wiederhergestellt. Hierbei wird das historische Gewölbe als Matrix für den Entwurf eines neuen Raumgefüges benutzt. Durch Verwendung von weißer Keramik, Putzflächen und Glas weist dieser Raum keinen rein musealen Charakter auf, sondern stellt vielmehr eine multifunktionale Einheit für die heutigen Nutzungen dar. Aula und Andachtsraum sind durch Bodenstufen und einen Lichtschlitz in der Decke in zwei unterschiedliche Bereiche zoniert. Durch diese Gliederung bietet der Raum eine Vielfalt von Veranstaltungsmöglichkeiten. Mit Hilfe einer raumhohen Schiebewand aus Glas, kann der Andachtsraum von der Aula separiert werden. So wird wieder ein Ort für akademische Veranstaltungen, Gottesdienste, Konzerte und Ausstellungen geschaffen.“

Die Fertigstellung des Neubaus ist für Dezember 2009 geplant.

Weitere Darstellungen des Bauvorhabens finden Sie in unserer Bildergalerie.

Das gemeinsame Ausstellungsprojekt der Kustodie der Universität Leipzig und des Deutschen Werkbundes Sachsen trägt den Untertitel „Positionen niederländischer Architektur am Augustusplatz in Leipzig". Im Zentrum steht die Frage nach dem jeweiligen Verhältnis zur Moderne.
Hendrik Petrus Berlage (1856-1934) gilt als einer der bedeutendsten niederländischen Architekten und Wegbereiter der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das „Niederländische Haus“, das er zwischen 1901 und 1903 am Leipziger Augustusplatz errichtete, war sein einziges in Deutschland realisiertes Werk. Im Zweiten Weltkrieg wurde es dann zu großen Teilen zerstört und musste nach Beräumungsarbeiten in den 60er Jahren einem Hotelbau weichen. Die Ausstellung präsentiert das Bauwerk von H. P. Berlage anhand von Fotografien und Bauzeichnungen.
Der Entwurf Erick van Egeraats – auf einem dem ehemaligen Berlage-Bau gegenüberliegenden Grundstück – wird durch Zeichnungen und ein Modell anschaulich gemacht.

Vom 17. März 2007 bis 3. Juni 2007; Di-Fr 10-17 Uhr, Sa 10-13 Uhr
Ort: Ausstellungszentrum Kroch-Haus, Goethestraße 2, Leipzig
Eröffnung: 16. März 2007, 18 Uhr


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