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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Serpentine_Pavilion_von_HdM_und_Ai_Weiwei_in_London_2542913.html

08.05.2012

Schnittmuster der Vergangenheit

Serpentine Pavilion von HdM und Ai Weiwei in London


Die Londoner Kensington Gardens werden einen Sommer lang zur Ausgrabungstätte: Herzog & de Meuron (Basel) und der chinesische Künstler Ai Weiwei konzipieren den diesjährigen Serpentine Pavilion als Fenster in die Vergangenheit und bauen dabei auf die Arbeiten ihrer elf Vorgänger – mit bildlichen Andeutungen wird dabei nicht gespart. Die Themen Wasser und Vergangenheit bilden die wesentlichen Elemente der Konstruktion.

Auf einem kreisförmigen Areal wird die Erde bis zum Grundwasser ausgehoben; in der entstehenden Vertiefung sammelt sich das Regenwasser sämtlicher Niederschläge im Bereich des Pavillons. „Auf diese Weise integrieren wir einen andernfalls unsichtbaren Aspekt des Parks – das Wasser unter der Erdoberfläche – in unseren Pavillon“, so die Planer.

„Unsere Grabung legt eine Vielzahl konstruierter Realitäten frei, darunter Telefonkabel oder frühere Fundamente. Wie ein Team von Archäologen machen wir diese physischen Fragmente als Überreste der elf Pavillons sichtbar, die zwischen 2000 und 2011 errichtet wurden.“ Deren unterschiedliche Formen und Umrisse ergeben, übereinander gelegt, ein Gewirr sich kreuzender Linien, wie ein Schnittmuster. „Aus den rekonstruierten Fundamenten ersteht eine Landschaft, die sich von allem unterscheidet, was wir hätten erfinden können – sie ist eine glückliche Fügung. Ihre Dreidimensionalität ist faszinierend.“

Im Inneren ist der Pavillon zur Gänze mit Kork verkleidet. Auf den Fundamenten der elf Vorgängerkonstruktionen wird je ein Stützelement für das Dach verankert – das zwölfte kann nach Belieben platziert werden, „wie ein Joker“. Die zwölf Säulen symbolisieren die insgesamt zwölf Pavillons, die bisher in Auftrag gegeben wurden. Auf ihnen ruht ein kreisförmiges Dach, in das ein flächendeckendes Wasserbecken eingelassen ist – es schwebt etwa 1,4 Meter über der Erdoberfläche und ermöglicht so den Blick auf die Wasseroberfläche, die den Himmel über London spiegelt. Bei Bedarf kann das Wasser in das Sammelbecken abgelassen werden; das Dach dient dann als Tanzfläche oder Aussichtsplattform.

Herzog & de Meuron und Ai Weiwei haben bereits mehrere gemeinsame Projekte realisiert – prominentestes Beispiel ist das preisgekrönte Nationalstadion in Peking (2008). Der Pavillon ist ihre erste Zusammenarbeit in England und ist Teil des London 2012 Festivals (21. Juni bis 9. September 2012), welches seinerseits den Höhepunkt der Kulturolympiade markiert. Der Pavillon wird von 1. Juni bis 14. Oktober 2012 geöffnet sein.


Zum Thema:

Mehr über Ai Weiwei in der BAUNETZWOCHE#231 „Ai Weiwei Art Architecture“

www.serpentinegallery.org


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