Alles ist Kunst: Auf dem Platz Praça dos Restauradores in Lissabon haben 2010 amerikanische Street-Art-Künstler FAILE einen Tempel in Originalgröße gebaut – genauer gesagt: Die Ruine eines Tempels. Das gewaltige Projekt ist quasi zerfallen, bevor es je fertig war. Konzipiert wurde das bizarre Monument mit seinen verstörenden Ornamenten von Patrick McNeil und Patrick Miller für das Kunstfestival Portugal Arte.

Inspiriert hatte die Künstler die Ruine einer Kapelle im Barockstil, die sie in Lissabon fasziniert hatte. Auf der Fassade der künstlichen Ruine überlagern sich Fragmente aus religiösen Ikonen, rästelhaften Mythen und graffitiähnlicher Symbolik. Schaut man genauer hin, entdeckt man Werbeanzeigen, die sorgfältig als Relief in die Säulen gearbeitet wurden. Ein kunstvolles Mosaik bedecken den Boden, Reliefe aus Marmor die Fassade, und detailliert verarbeitete Fliesen verzieren bruchstückhaft den Sockel. „Savage sacred young minds“ steht dort geschrieben.

Das New Yorker Duo schafft durch die Kombination kunsthistorischer Elemente portugiesischer Sakralarchitektur und Street-Art aus Brooklyn eine wilde Collage, die keine Epochen kennt. Es sind Zitate aus dem Stadtraum, vertraute Alltags-Beobachtungen, dekorative Fresken und Elemente aus zeitgenössischen Drucken, Grafik-Design und Malerei.

Der Gestalten-Verlag hat dem amerikanisch- portugiesischen Tempel nun ein Buch gewidmet, das die Installation von FAILE umfassend dokumentiert. Es ist die Geschichte eines temporären Kunstwerks, das die Zeitlichkeit der Dinge durch seine paradoxe Existenz symbolisiert – verwirrend und verzaubernd zugleich. (jk)

FAILE Temple
Gestalten Verlag
Februar 2012
Hardcover, 128 Seiten
Englisch, 35 Euro

www.gestalten.de

Zum Thema:

www.failetemple.net

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