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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Kampf_fuer_Meinungsfreiheit_erreicht_Hoehepunkt_-_mit_Kommentar_24766.html

24.08.2006

Architekt in Mexiko erschossen

Kampf für Meinungsfreiheit erreicht Höhepunkt - mit Kommentar


Unidentifizierte Schützen haben am 22. August den Architekten Lorenzo San Pablo Cervantes in Oaxaca de Juarez, Mexiko, erschossen. Das meldet die BBC am 24. August 2006.

In Oaxaca wächst die Angst, dass die Polizei ein Dutzend Radiostationen stürmen will, die am 20. August 2006 von Mitgliedern der Volksversammlung besetzt wurden, die um die Meinungsfreiheit in ihrem Land besorgt sind.
Am 22. August hatten einige tausend Menschen in stillem Marsch den Sarg von Cervantes durch die Straßen von Oaxaca begleitet. Der Architekt war am 22. August in der Nähe einer der Radiostationen, in der er ehrenamtlich arbeitete, von Polizisten erschossen worden. Ebenso wurde auf zwei Presse-Fotografen gefeuert. Polizisten warfen Molotow-Cocktails auf Autos der Protestierenden.
Kommentar der Redaktion:

Oaxaca ist für seine koloniale Architektur ebenso berühmt wie für seine uralte indianische Kultur, manifestiert in der berühmten Anlage von Monte Albán. Der Reporter und Schriftsteller Egon Erwin Kisch nannte Monte Albán, eine komplexe Anlage von Pyramiden, Tempeln und Gräbern, ein Weltwunder.

Auch Benito Juárez, Präsident des Landes während der Interventionskriege 1861-66, ist ein Sohn Oaxacas. Sein berühmtester Aussspruch lautet „El respeto al derecho ajeno es la paz (Friede ist der Respekt gegenüber der Freiheit des Nächsten)“. Dieser Satz ist auch in überdimensionalen Lettern auf einem Berg der Hauptstadt angebracht. Mexikanische Kinder lernen diesen Satz in der Schule – sofern sie Gelegenheit bekommen, eine Schule zu besuchen.

Der Architekt Lorenzo San Pables Cervantes hatte für den Respekt der Freiheit des Nächsten friedlich gekämpft. Die Architektur Oaxacas, kulturelles Erbe von Weltrang, musste die schweigende Kulisse für diesen Mord spielen. Architektur ist geduldig. Wenn die Architektur, die Touristen gerne bewundern wollen, nicht Ausdruck innerer Kultur und Schönheit bleibt, verkommt sie zu einem illusionären Zerrbild, zu einem Alibi.

Demokratie und Menschenrechte sind hierzulande selbstverständlich. Wenn wir unsere „Touristen-Dollars“ weiterhin unkritisch ausgeben, werden wir zwangsläufig untätig zusehen, wie Menschenrechte mit Füßen getreten werden.

Till Wöhler


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