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27.01.2012

Thyssen-Krupp-Haus

Schweger gewinnt am Berliner Schlossplatz


Der Wettbewerb wurde schon am 28. November 2011 entschieden, sein Ergebnis aber erst gestern der Öffentlichkeit vorgestellt: Die Rede ist von einem repräsentativen Gebäude für den Essener Konzern Thyssen-Krupp AG am Berliner Schlossplatz. Der Bauherr will mit dem „ThyssenKrupp Haus“ auf einer Fläche von bis zu 5.000 Quadratmetern BGF „vielfältige Funktionen“ anbieten und „durch kommunikative Architektur in einem Haus offener Grenzen zueinander führen“. Gäste und Passanten „werden zum Verweilen in besonderer, hochwertiger Atmosphäre begrüßt“, hieß es weiter in der Auslobung.

Der Wettbewerb wurde als „nichtoffener Planungswettbewerb in zwei Phasen mit kooperativer 2. Phase und mit vorgeschaltetem offenen Bewerbungsverfahren“ ausgelobt. Das bedeutet, dass die Endrunde nicht anonym durchgeführt wurde. Insgesamt sind 30 Teilnehmer zugelassen worden, davon sind in der ersten Runde sieben Büros zur weiteren Bearbeitung bestimmt worden. Die Jury unter Vorsitz von Ulrike Lauber kürte in der zweiten Runde schließlich einen eindeutigen Sieger und drei gleichwertige zweite Preise:

1. Preis: Schweger & Partner Architekten, Hamburg
2. Preis: Chaix & Morel, Paris, mit JSWD Architekten, Köln
2. Preis: Grüntuch Ernst, Berlin
2. Preis: Kaspar Kraemer Architekten, Köln

Das Bauvorhaben, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Humboldtforum, also dem geplanten Wiederaufbau des Berliner Schlosses entstehen soll, sorgt für Diskussionen. Denn der kubische Baukörper würde einen Teil des ehemaligen Staatsratsgebäudes der DDR verdecken und zwischen sich und diesem nur eine schmale Gasse aufspannen. Das Staatsratsgebäude wird als bedeutendstes Baudenkmal der DDR-Zeit bezeichnet.

Die Idee, den 700 Quadratmeter großen Bauplatz des Thyssen-Krupp-Hauses überhaupt zu bebauen, geht auf das in den neunziger Jahren entwickelte „Planwerk Innenstadt“ zurück, mit dem der damalige Senatsbaudirektor bzw. Staatssekretär Hans Stimmann den historischen Stadtgrundriss wieder herstellen wollte. Tatsächlich war das betreffende Grundstück vor dem Krieg bebaut.

Auffallend an den Wettbewerbsergebnissen ist allerdings auch, dass die Fassaden der preisgekrönten Arbeiten keine Rücksicht mehr auf die unter Hans Stimmann obligatorische Doktrin der natursteinverkleideten Lochfassade nehmen. Beim ersten Preis sorgt zudem ein auffälliges Luftgeschoss, das öffentlich begehbar sein soll, für architektonische Abwechslung von der Bauweise der „kritischen Rekonstruktion“.

Die Jury beurteilte den ersten Preis so: „Kennzeichen des Entwurfs ist die sorgsame Platzierung und Proportionierung des Baukörpers im Kontext des Staatsratsgebäudes und des weiteren Umfelds. Durch seine homogene Fassadenstruktur, die leichte Drehung und das offene Zwischengeschoss erhält der Neubau eine abstrakte skulpturale Qualität, wodurch der Entwurf eine zeitlose Eleganz von hohem Niveau erreicht. Das Preisgericht würdigt besonders diese städtebauliche Haltung, die eine gelungene Lösung für das Nebeneinander mit dem Staatsratsgebäude und der gemeinsamen Rahmung des Platzraums ist. Zugleich weist sie dem Gebäude selbst eine angemessene Eigenständigkeit zu, ohne pompös aufzutrumpfen. Vielmehr interpretiert die großmaßstäbliche Gliederung des Gebäudes die Typologien der angrenzenden Bauten mit Monumentalordnung. So steht das offene Zwischengeschoss im Dialog mit dem hohen 1. Obergeschoss des Staatsratsgebäudes. Die offene Terrasse im 2. Obergeschoss gibt dem Projekt eine zusätzliche Qualität mit einer Öffnung in vielfacher Hinsicht. Sie fördert auf ungewöhnliche Weise den Austausch mit dem öffentlichen Leben auf Straßenniveau und schafft die Option für eine öffentliche Nutzung. Sie ermöglicht Durchblicke durch den Baukörper, die u.a. die Wahrnehmung der verdeckten Teile des ehemaligen Staatsratsgebäudes erlauben.

Die reflektierende Decke des Zwischengeschosses wertet den Raum in seiner Besonderheit auf und unterstützt den visuellen Kontakt zum Außenraum. Die Gliederung der Funktionen ist nicht nur ein Abbild der Multifunktionalität des Hauses sondern deren höchst sinnvolle Umsetzung. Die Innenräume sind einfach und flexibel; die Architektur ist nicht „im Weg“. Die Funktionsgruppen werden klug zusammengefasst und zugleich getrennt, so dass die gewünschten vielfältigen Nutzungen genauso ermöglicht werden wie eine Öffnung des Hauses in verschiedenem Umfang, ohne künstliche Grenzen schaffen zu müssen. Der Zugang liegt an der prominenten Ecke, die durch das Einrücken einen größeren Vorplatz am Schloßplatz erhält. Das Café ist dem Außenraum und dem Foyer gleichermaßen zugeordnet, von wo eine großzügige Treppe in das 1. Obergeschoss mit den großen Veranstaltungsräumen führt, die wiederum eine räumliche Verbindung zum offenen Zwischengeschoss haben. Über dem Zwischengeschoss liegen die weniger öffentlichen Bereiche, verbunden durch eigene Lufträume und offene Treppen.“

Eine Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten ist noch bis zum 11. Februar 2012, Mo-Fr 16-20 Uhr, Sa/So 12-20 Uhr, in der European School of Management and Technology (ESMT), Schlossplatz 1, Berlin-Mitte, zu sehen.


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

Atelier d’architecture Chaix & Morel et associés
Grüntuch Ernst Architekten


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