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29.06.2006
Waben-Recycling
Kulka gewinnt Fassadenwettbewerb für Einkaufszentrum in Dresden – mit Kommentar
Am 28. Juni 2006 wurde in Dresden das Ergebnis eines Wettbewerbs für die Fassadengestaltung des neuen Einkaufszentrum an der Prager Straße bekannt gegeben. Als Gewinner des 1. Preises wurde Peter Kulka ermittelt. In Kulkas Entwurf werden weite Teile der alten Wabenfassade des früheren Centrum-Warenhauses wiederverwendet.
Das Centrum-Warenhaus, in dem zuletzt ein Karstadt-Schnäppchenmarkt betrieben wurde, schließt am 30. Juni 2006 und wird abgerissen, weil es nach Angaben des Investors aus statischen Gründen nicht erhaltbar ist. Das Preisgericht vergab folgende Preise:
- 1. Preis (30.000 Euro): Peter Kulka, Köln/Dresden
- 2. Preis (16.000 Euro): De Architecten Cie., Amsterdam
- 3. Preis (9.500 Euro): Allman Sattler Wappner, München
- Sonderpreis (9.500 Euro): OMA, Rotterdam
Der Investor „AM Multi“ aus den Niederlanden plant an der Stelle des Warenhauses und des ehemaligen Restaurants International, das ebenfalls abgerissen wird, am Beginn der Prager Straße ein Einkaufszentrum mit 52.000 Quadratmetern Bruttohandelsfläche. Der Entwurf für die Baukörperverteilung stammt von den AM-Multi-Hausarchitekten T+T Design aus Gouda. Gegenstand des Wettbewerbs waren die Fassadengestaltung und die Bezüge zwischen Fassaden und Innenraum.
Der Entwurf von Kulka sieht vor, etwa 80 Prozent der zuvor abgenommenen Aluminium-Wabenfassade am Neubau wiederzuverwenden.
Beim Entwurf von OMA, der mit einem Sonderpreis bedacht wurde, wird das alte Warenhaus in Gänze erhalten und um drei Geschosse aufgestockt. Diese Variante sei aus statischen Gründen nicht realisierbar, so eine Sprecherin des Investors gegenüber BauNetz.
Kommentar der Redaktion:
Seit gestern haben wir es amtlich: Das Centrum-Warenhaus in Dresden wird abgerissen. Zusammen mit dem Restaurant International geht wieder ein wichtiges Ensemble der Ostmoderne verloren; das städtebauliche Ensemble Prager Straße wird erneut empfindlich gestört.
Alle Hoffnungen, bei diesem Wettbewerb könne sich eine Lösung durchsetzen, bei der zumindest das Centrum-Haus erhalten wird, sind enttäuscht worden. Der Investor begründet dies, wie in solchen Fällen immer, mit der angeblichen Baufälligkeit des missliebigen Bestands.
Mit diesem Argument wurde auch der Koolhaas-Entwurf auf einen chancenlosen „Sonderpreis“ gesetzt. Koolhaas wollte nach dem Elbphilharmonie-Prinzip das Centrum-Haus erhalten und aufstocken. Aber, leider, leider macht ja die Statik einen Strich durch die Rechnung...
Nun kann man sich in Dresden immerhin damit trösten, dass ein Architekt gewonnen hat, der den Wert des Bestandes mit seiner Wabenfassade schätzt und sich in der Vergangenheit auch für ihren Erhalt eingesetzt hat (siehe BauNetz-Meldung vom 26. April 2006). Darf ein solcher Architekt an einem Wettbewerb teilnehmen, in dessen Auslobung der Abriss des Bestands festgeschrieben ist? Das erzielte Ergebnis gibt Kulka recht: Nun werden 80 Prozent des Originalmaterials am Neubau angebracht und liefert so an Ort und Stelle eine Reverenz an den Vorgängerbau. Das ist wohl das Höchste, was hier zu bekommen war.
Benedikt Hotze
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