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07.12.2011
Doppelung der Landschaft
Spiegelndes Kleinod in Österreich fertig
Die Architektur besitzt einigermaßen viele Binsenweisheiten. Eine lautet: „Jedes noch so schöne Gartenhäuschen macht einen Teil des schönen Gartens kaputt.“ Angesichts des neuesten Projekts von x Architekten (Linz) muss diese Weisheit allerdings grundsätzlich überdacht werden.
Die Architekten waren von Frau Dr. Fehrmann angesprochen worden. Diese betreut als praktische Ärztin drei Gemeinden im niederösterreichischen St.Pölten-Land. Ihre Praxis im beschaulichen Örtlein Kasten bei Böheimkirchen stammte aus den 1970er Jahren und genügte nicht mehr den Ansprüchen an eine zeitgemäße ärztliche Einrichtung. Der Bauplatz für einen Neubau mit Behandlungs- und Wartezimmern, Physio- und Psychotherapie sowie einer Hausapotheke liegt am Ortsrand, direkt neben dem Parkplatz eines kleinen Gewerbegebiets, vor allem aber auch an einem kleinen Park mit alten Bäumen und einem kleinen Teich, der hier sanft abfallend in die angrenzenden Wiesen und Felder übergeht.
„Die dörflich-romantische Parksituation, die den historischen Ortskern mit dem Grünland verbindet, stellte die Qualitäten dar, die wir in unserem Entwurf aufgreifen wollten“, schreiben die Architekten. Nicht zuletzt, weil dem Neubau eine politische Auseinandersetzung vorausgegangen war, da die Gemeinde sich um die Qualitäten ihres Parks sorgte.
Die Architekten reagieren auf die „Scharnierfunktion“ des Bauplatzes in seiner sensiblen Umgebung mit mehreren Maßnahmen: erstens bringen sie das geforderte Raumprogramm in einem gerade 250 Quadratmeter großen, eingeschossigen Volumen unter. Zweitens führen sie die vorhandene „Struktur des Baumbestands“ fort: „Die Baumscheiben stanzen sich als kreisrunde Flächen durchs Gebäude, bilden gläserne Einkerbungen und einen zentralen Innenhof in der Gebäudemitte“. Landschaft und Gebäude durchdringen und verzahnen sich so. Die geschlossenen Flächen der Arztpraxis hingegen wurden mit spiegelnden Edelstahlplatten verkleidet, „die der Umgebung den Spiegel vorhalten und so zu einer Verdoppelung der Umgebung führen“, so die Architekten. „Das Projekt führt so, entgegen den Befürchtungen der Skeptiker, zu einer Erweiterung der Parklandschaft bei gleichzeitiger Verdichtung der Dienstleistungsinfrastruktur und somit zu einer positiven Belebung des Ortskernes.“ Eine Parkpraxis für Dr. Fehrmann, das klingt fast wie eine Vorabend-Fernsehserie. Ganz sicher aber ist dies kein Projekt, bei dem am Schluß jemand ein Stück des schönen Gartens vermissen wird.
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Kommentare (5) lesen / Meldung kommentieren
Ein Toter im Behandlungszimmer? Nein, nur ein weiterer Fall für Dr. Fehrmann!
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