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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Zum_70._Geburtstag_von_Tadao_Ando_2313107.html

13.09.2011

Samtiger Sichtbeton

Zum 70. Geburtstag von Tadao Ando


Vom Kriegskind zum Kreativ-Kopf: Heute vor 70 Jahren wird das spätere Architektur-Genie Tadao Ando im japanischen Osaka geboren. Es ist das Jahr, in dem seine Heimat den USA mit dem Überfall auf Pearl Harbour den Krieg erklärt. Im Nachkriegsjapan wächst Ando bei seiner Großmutter auf, schon als Jugendlicher arbeitet er als Zimmermann. Wer denkt, dies sei bereits der Anfang zur Architektenkarriere des späteren Pritzker-Preisträgers gewesen, liegt falsch. Denn trotz frühen Interesses für die Baukunst, die er mit 15 Jahren beim Durchblättern einer Le-Corbusier-Monographie für sich entdeckt, schlägt er sich zunächst als Lkw-Fahrer und Profiboxer durch. Erst im Jahr 1969 macht er sich als Audoditakt mit seinem Büro „Tadao Ando and Associates“ in Osaka selbständig.

Seitdem hat der Meister des samtigen Sichtbetons an die 200 Gebäude weltweit verwirklicht. Deutschland ist mit dreien davon gesegnet: Ende der 1980er Jahre baute Ando das Konferenz- und Tageszentrum für das Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein, knapp 15 Jahre später, 2004, kam das Kunsthaus der Langen-Stiftung auf dem Gelände der alten Raketenstation in Hombroich dazu. Sein jüngstes Werk bei uns ist das Steinskulpturenmuseum im rheinland-pfälzischen Bad Münster am Stein.

Dort bestimmt – wie in allen Bauten Andos – fast klösterliche Atmosphäre die intime Raumerfahrung der Besucher. Was nicht verwunderlich ist, denn lange bevor er in Europa Kunsttempel baute, machte sich Ando in seiner Heimat  zunächst mit dem Bau christlicher Kirchen – etwa der Kirche des Lichts in Iberaki bei Osaka – einen Namen. Zu seinen bekannten Bauten zählen neben Kirchen, Museen und weiteren Kulturbauten auch eine Reihe von Privathäusern, etwa auf dem Rokko-Berg nahe der japanischen Stadt Kobe.

Den Baustil des zurzeit renommiertesten Architekten Japans kennzeichnen Sichtbeton-Platten im sogenannten Tatami-Maß mit den charakteristischen sechs Konen. Tatami sind Matten aus Reisstroh, die in Japan traditionell als Fußboden verwendet werden, sie messen 90 auf 180 Zentimeter. Die Konen sind kreisrunde Prägungen, die entstehen, wenn Spanneisen beim Gießen des Betons die Schalung halten. Ando hat dieses Konstruktionssystem kultiviert, es ist zu seinem Markenzeichen geworden. Außerdem zählt die Einbettung der Architektur in die Landschaft und das perfekt inszenierte natürliche Licht zu den Eigenarten seiner Bauwerke.

Auch wenn man in Japan den Geburtstag Erwachsener traditionell kaum begeht, werden runde Geburtstage meist mit einem gemeinsamen Essen gefeiert. Ando ist übrigens nach dem asiatischen Kalender im Jahr der Schlange geboren. In diesem Sternkreiszeichen Geborenen wird nach gesagt, sie seinen tiefe Denker von ungeheurer Weisheit und sehr entschlossen in allem was sie tun – versagen oder scheitern kommt für sie nicht in Frage. Herzlichen Glückwunsch.


Zum Thema:

Download der BAUNETZWOCHE#187 – Beton wie Samt
Download der BAUNETZWOCHE#168 – Insel Hombroich

Der Konferenzpavillon, das Museum der Langen Foundation und das Steinskulpturenmuseum im Baunetz Wissen Beton.


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